Amir Hassan Cheheltan: Teheran, Stadt ohne Himmel (C.H. Beck)

Nach den Romanen Amerikaner töten in Teheran  und  Teheran Revolutionsstraße ist mit dem Roman Teheran, Stadt ohne Himmel der letzte Teil der Trilogie der iranischen Hauptstadt des iranischen Autors Amir Hassan Cheheltan bei Beck erschienen. Der Roman erscheint weltweit erstmals in ungekürzter Fassung – die Originalausgabe und die arabische Ausgabe konnten bislang nur zensiert und stark gekürzt erscheinen. Die beiden ersten Teile durften im Iran überhaupt nicht erscheinen.

Kerâmat sieht gut aus, ist mutig und brutal. Mit zehn läuft er von zu Hause weg, geht nach Teheran und verkauft seinen Körper. Am Vorabend der Islamischen Revolution schließt er sich einer Gang an, die Bordelle betreibt und gegen unliebsame politische Versammlungen vorgeht. Aus dem Krieg zwischen Iran und Irak schlägt er Kapital, indem er einen Schwarzhandel mit Medikamenten und Lebensmitteln organisiert. Als Dank für die Zerschlagung oppositioneller Gruppen erhält Kerâmat nach der Revolution den Posten des Direktors in einem berüchtigten Gefängnis für politische Gefangene.

Mit Kerâmat macht Amir Hassan Cheheltan eine ambivalente Figur zum Helden seines neuen Buchs. In ihr kristallisieren sich die Widersprüche des heutigen Iran, von denen der Autor in einer poetischen und berührenden Sprache erzählt. Der Protagonist ist keine Person, die man mit Sympathie begleitet und doch schafft es der Autor, beim Leser Verständnis zu wecken. Sein Protagonist ist ein gedemütigter, rauer Charakter bis hin zur Vulgarität, wobei der Autor nichts beschönigt. Der Autor schildert drastisch die Verrohung der Moral in der iranischen Gesellschaft und zeichnet ein düsteres pessimistisches Bild. Für den Leser bedeutet das einen Parforceritt, der sich jedoch lohnt.

Amir Hassan Cheheltan, geboren 1956 in Teheran, studierte Elektrotechnik in England und nahm am Irakkrieg teil. Er veröffentlichte in Teheran bislang sechs Romane und fünf Erzählbände. Wegen der Bedrohung durch das Regime hielt sich Cheheltan zwei Jahre mit seiner Familie in Italien auf. Cheheltan veröffentlicht Essays und Feuilletons in der FAZ/FAS, der SZ, der ZEIT und anderswo. Er lebte zuletzt u. a. in Berlin und Los Angeles, anschließend wieder in Teheran.

Teheran, Stadt ohne Himmel von Amir Hassan Cheheltan ist bei Beck erschienen.
(JK 12/12) 

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