Lavanya Sankaran: Die Farben der Hoffnung (Diogenes)

Bei Diogenes ist der Debütroman Die Farben der Hoffnung der indischen Schriftstellerin Lavanya Sankaran erschienen. Lavanya Sankaran erzählt von zwei Familien, die in ein und derselben Stadt in zwei verschiedenen Welten leben und von der Hoffnung, die beide verbindet.

Anand ist Unternehmer in Bangalore. Anands Leben ist eine der Erfolgsgeschichten, die der Wirtschaftsboom in Bangalore schreibt: Er ist ein erfolgreicher, wohlhabender Unternehmer mit einer Bilderbuchfamilie. Zumindest sieht es von außen so aus. Doch wenn seine kleine Fabrik weiter wachsen und gedeihen soll, braucht er Land und Geld, und beides ist im neuen Indien nicht leicht aufzutreiben. Kamala, die als Dienstmädchen bei Anands Familie arbeitet, lebt gefährlich nah am Abgrund der Armut. Ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben für sich und ihren cleveren halbwüchsigen Sohn hängen von Anands Gattin Vidya ab, einer höchst launischen Frau. Da gerät Kamalas Sohn in schlechte Gesellschaft, Anands Ehe in die Krise. Und als Geschäftsmann wagt er sich auf gefährliches Terrain. Arm und Reich, Tradition und Moderne, Aufstieg und bodenloser Fall – in der boomenden Metropole im Süden Indiens ist all dies nie mehr als einen Schritt voneinander entfernt. 

Man fühlt sich bei Lavanya Sankarans Roman fast in der Welt von Charles Dickens. Die Figuren ähneln Karikaturen, es gibt einen guten Spannungsbogen und es wird nicht nur ein Wort benutzt, wenn man derer fünf nicht auch nehmen könnte. Wie bei Oliver Twist so dient auch der Roman Die Farben der Hoffnung bestens als Porträt einer Stadt. Bangalore ist die Stadt, in der die Autorin aufwuchs und auch heute wieder lebt. Die Stadt erstrahlt frisch und bunt in 3D. Es ist eine Stadt, in der Menschen wie Anand in lauten Bars in Shopping Malls italienische Oliven und keine Nüsse aus Kerala verspeisen. Lavanya Sankaran bietet in ihrem Roman nicht wirklich Neues an, doch ist es eine solide, schön erzählte Geschichte, im besten Fall eine spöttische Satire über die Trägheit der oberen Klassen Bangalores und der innewohnenden Korruption.

Lavanya Sankaran, geboren in Bangalore, Indien, studierte am Bryn Mawr College in Pennsylvania und arbeitete dann als Investmentbankerin in New York und als Unternehmensberaterin in Indien, ehe sie zu schreiben begann. Ihre Artikel und Kommentare sind in Zeitungen wie der New York Times und dem Guardian zu lesen. Lavanya Sankaran lebt mit ihrer Familie in Bangalore.

Die Farben der Hoffnung von Lavanya Sankaran ist bei Diogenes erschienen. 
(JK 01/15)

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