Histologie, die Lehre vom Gewebe, so heißt es einmal in Chicago, dem neuen Roman von Alaa al-Aswani, der bei Lenos erschienen ist, sei grundlegend für das Erkennen aller Krankheiten und damit die Möglichkeit ihrer Behandlung. Was läge also näher, als einen Roman, der alle möglichen interkulturellen Verhaltensmuster zeigt, „gesunde“ und „kranke“, an einem Institut für Histologie anzusiedeln? Alaa al-Aswani nimmt dasjenige an der Universität von Chicago, wo er selbst den Dr. med.dent. erworben hat. Es ist ein buntes Volk, das sich dort trifft: Männer und Frauen, Amerikaner und Ägypter, Studierende und Dozierende. Sie lieben Ägypten und verabscheuen die USA oder umgekehrt, und sie bewältigen unterschiedlich gut den Umgang mit dem Fremden. Doch der Schatten des ägyptischen Staates folgt ihnen in Form des Geheimdienstapparats. Alle ahnten es schon immer. Gewissheit erhalten sie angesichts eines hohen Besuchs vom Nil. Wie schon in seinem Roman Der Jakubijân-Bau gelingt es Alaa al-Aswani auch in Chicago, Privates, Öffentliches und Politisches einfühlsam und spannend zu verknüpfen. Und dies in einer globalisierten Welt nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
Alaa al-Aswani wurde 1957 in Ägypten geboren. Er hat das französische Gymnasium in Kairo besucht und in den USA Zahnmedizin studiert. al-Aswani lebt in Kairo, wo er als Zahnarzt, Journalist und Schriftsteller tätig ist. Mit Der Jakubijân-Bau gab al-Aswani auf deutsch sein literarisches Debüt. Das Werk ist der meistbeachtetste Bestseller der zeitgenössischen arabischen Literatur.
Chicago von Alaa al-Aswani ist bei Lenos erschienen.
(JK 31/05/08)
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