Das Buch Sich hinlegen und sterben der türkischen Autorin Adalet Ağaoğlu, der im Unionsverlag erschienen ist, ist ein Epochenroman - das Jahrhundert der türkischen Frau.
Die Dozentin Aysel steckt in einer privaten Lebenskrise und zieht sich, zum Sterben entschlossen, in ein Hotelzimmer zurück. Denn der Konflikt zwischen gesellschaftlichen Pflichten und ihren eigenen Bedürfnissen spitzt sich zu und zwingt sie zu dieser Entscheidung. Ihren Tod vor Augen lässt sie noch einmal ihr Leben Revue passieren, erinnert sich an ihre Schulzeit in der anatolischen Provinz und die Universitätsjahre in Ankara. Sie selbst gehörte zu der kleinen Schar von Jungen und Mädchen, den Kindern der Republik, die der Lehrer Dündar nach seinen kemalistischen Idealen zu einer pflichtbewussten »Armee des Wissens« erziehen wollte. Ihm hat sie, die Krämerstochter, es zu verdanken, dass sie studieren durfte. Heute aber will sie nur noch aus ihren eintönigen Verhältnissen ausbrechen und beginnt eine Beziehung zu einem ihrer Studenten. Einen Abend nur hatte sie ungezwungen und pflichtvergessen mit ihm verbracht, nun spürt sie neues Leben in sich keimen. Schließlich ringt sie sich durch, die Herausforderung anzunehmen – egal, ob das Kind nun von ihrem Ehemann, dem Wissenschaftler Ömer, oder dem Studenten Engin stammt.
Dieser facettenreiche Bilderbogen umspannt dreißig Jahre republikanische Geschichte auf höchstem literarischem Niveau, geschrieben von einer der bedeutendsten Autorinnen der Türkei.
Adalet Ağaoğlu, geboren 1929 in Nallihan in der Provinz Ankara, studierte französische Sprache und Literatur an der Universität Ankara. Schon seit 1948 veröffentlicht sie Gedichte, Theaterstücke und Hörspiele. 1951 begann sie, beim türkischen Rundfunk und beim Fernsehen als Dramaturgin zu arbeiten, zudem war sie als Übersetzerin tätig. Adalet Ağaoğlu zählt zu den bedeutendsten Erzählerinnen der zeitgenössischen türkischen Literatur, die zentralen Themen in ihren Werken sind die Auseinandersetzung zwischen Individuum und Gesellschaft, die trügerische Scheinwelt der Konsumgesellschaft, die Entfremdung der Menschen und der Wandel traditioneller Werte.
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