In Andrea De Carlos Roman Yucatan, der bei Diogenes erschienen ist, fliegt ein Regisseur aus Europa nach Los Angeles, um sich mit dem mexikanischen Schriftsteller zu treffen, dessen Buch er verfilmen will. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen der amerikanischen Technologie-Euphorie mit der metaphysisch und mythologisch geprägten Welt Mittelamerikas.
Yucatan ist noch faszinierender, noch ungewöhnlicher als De Carlos bisherige Romane. Es ist eine so dichte und brillante Geschichte, dass selbst der oberflächlichste Leser von ihren Protagonisten, den sich ständig verändernden Beziehungen zwischen ihnen, dem mitreißenden Fluss der Handlung, den reizvollen Hintergründen, der Ironie und der Detailschärfe gefesselt sein wird. Im Mittelpunkt des zivilisationskritischen Romans steht der jugoslawische Regisseur Dru Resnik, der mit seinem Assistenten nach Mittelamerika reist, um einen Schriftsteller ausfindig zu machen, dessen Buch er verfilmen will. Doch schon bei der Zwischenlandung in Los Angeles zeichnen sich Schwierigkeiten ab: Resnik erhält mehrdeutige Nachrichten über den Verbleib des Schriftstellers und wird schließlich durch anonyme Anrufe bedroht. Er glaubt anfangs an einen Scherz, sieht sich aber schon bald vor die Frage gestellt, ob nicht andere Interessen und Motive hinter den Vorgängen stecken: In seiner Umgebung wird u.a. über Erpressungsversuche der Mafia getuschelt. Auf der Suche nach den Hintergründen verliert Resnik schließlich sein Vorhaben mehr und mehr aus den Augen...
Andrea De Carlo, geboren 1952 in Mailand, lebte nach einem Literaturstudium längere Zeit in den USA und Australien, war Fotograf, Maler und Rockmusiker, bevor ihm 1981 mit seinem ersten Roman, Creamtrain, der Durchbruch gelang – sein Mentor damals: Italo Calvino. Acht Jahre später legte er den Roman Zwei von zwei vor, der zum Kultbuch einer ganzen Generation wurde. Andrea De Carlo lebt heute in Mailand und auf dem Land in der Nähe von Urbino.
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