Literaturhaus
Dienstag,
14.02.2012
19.30
Uhr
Schwanenwik
38, 22087 Hamburg
Eintritt:
6 - 10 €
Frank
Schulz liest aus seinem Roman Onno Viets
und der Irre vom Kiez, der bei Galiani Berlin erschienen ist. Kester Schlenz moderiert.
Augen auf
bei der Berufswahl! Die Spontandetektei kann sich schnell zur Lebensbedrohung
auswachsen. Hier kotterschnäuzt es, hier drosseln die auf Antirutsch ausgelegten
Socken des Antihelden Onno Viets, dessen Name wie sein Lächeln feingerippte
Unschuld flötet und sein Gegenüber sofortigst gewinnt, keineswegs das
Geschehen. Effekte und Affekte vielmehr knallen unter dem Buchdeckel in
Taubenrosé hervor. Taub schlägt sich uns auch Schulter- und Brustpartie
angesichts von Tätowierungen und Verheerungen, sie wehrt sich mit Sprenkeln von
Gänsehaut, während sich dem phobischen Protagonisten selbst bei all der
Geflügelmetaphorik bereits der Magen drehen dürfte.
Frank
Schulz brilliert mit einem durch und durch hanseatischen Thriller; aus höchster
Gegenwärtigkeit erklärt sich dessen Sog. Ort, Plot und Figurenpersonal sind
handgreiflich, dabei plastisch. Man riecht beim Lesen geradezu die schlecht
verdauten Knoblauchzehen, den Kneipengeruch und den Männerschweiß, gegen
letztere Ausdünstung sich der „waffeltrockene” Onno verweigert. Und gewiss, der
Autor geizt nicht mit der Gewalt- und Sexkulisse des Hamburger Kiez. Er
lokalkoloriert auf den Buchseiten wahrlich ein Unsittengemälde. Doch Schulz’
pralle Darstellungen sind nicht selten karikiertes Zeitgeschehen. Medienkritik
ist eines der aufflackernden Themen, nicht nur wenn das Phänomen ‚Castingshow’
im Roman in den Wettbewerbskategorien ‚Telefonsex’, ,Burlesque’ und ‚Porno’
ironisiert wird, und Fiona Popo als schnell fallendes Starlet daraus
hervorgeht. Mit den medialen Versatzstücken von Videoclips, Emoticons,
Pressestimmen, Lautschrift und Untertiteln montiert er mit Staunen machender
Überlegenheit den Pop.
Mit Onno Viets und der Irre vom Kiez gelingt
brutal gutes Amüsement. Freuen Sie sich auf mühelos, unangestrengten
Sprachwitz, auf leichthändiges Wortbasteln, das es einen in der
Gleichzeitigkeit von Vergnügen und Ehrfurcht tiefer in den Sitz drückt! Wir
könnten Onno, dem „Urgestein des Sitzsports”, dabei glatt Konkurrenz bereiten.
Onno
Viets und der Irre vom Kiez von Frank
Schulz ist bei Galiani Berlin erschienen.
(JK 02/12)
(JK 02/12)
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