In Gudrún Eva Mínervudóttirs Roman Der Schöpfer, erschienen bei btb, trifft
ein einsamer Puppenmacher auf eine Frau aus Fleisch und Blut.
Sveinn hat sich der Kunst verschrieben, lebensgroße
Sexpuppen aus Silikon herzustellen. Die Kunsthochschule hat er vor Jahren
abgebrochen, nun widmet er seine gesamte Zeit seinen Geschöpfen und dem Ziel,
sie möglichst perfekt zu gestalten. Da bleibt eines Tages Lóa mit einer
Reifenpanne direkt vor seiner Haustür liegen. Er bietet ihr seine Hilfe an und
bittet sie herein. Lóa ist alleinerziehende Mutter zweier Töchter und hat
eigentlich nur einen Gedanken: möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen.
Vorher höchstens noch ein Gläschen Wein. Völlig erschöpft schläft sie wenig
später auf Sveinns Sofa ein. Als sie am nächsten Morgen aufwacht, stößt sie
zufällig auf Sveinns Werkstatt und die Puppen. Seltsam fasziniert, packt sie
eine davon in ihr Auto und setzt damit eine Kette unvorhergesehener Ereignisse
in Gang…
Der Schöpfer
ist eine sehr eigenwillige Liebesgeschichte. Es geht der Autorin weniger
um den Thrill als um eine Studie der beiden Hauptfiguren Sveinn und Lóa.
Sveinn, der freiwillig in die Isolation gezogen ist und Lóa, die erschöpft und
dem Alkohol zugeneigt ist. Gudrún Eva Mínervudóttir beschreibt den Weg, den ein
Mann und eine Frau aufeinander zu gehen, auf dem beide jedoch vor jedem
weiteren Schritt innehalten. Ein wunderbar lakonischer, zum Nachdenken
anregender Roman.
Gudrún Eva Mínervudóttir, geboren 1976, studierte in
Reykjavík Philosophie und fing bereits früh an zu schreiben. Mittlerweile zählt
sie zu den vielversprechendsten jungen Autoren des Landes und wurde mit
zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Mit ihrem aktuellen Roman Der Schöpfer gelang ihr auch der
internationale Durchbruch. Eine Verfilmung ist in Arbeit.
Der Schöpfer von Gudrún Eva Mínervudóttir ist bei btb erschienen.
(JK 10/11)
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