Literaturhaus Hamburg
Dienstag, 04.02.2014 19.30 Uhr
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
Eintritt: 6 – 10 Euro
Literatursoiree mit Martin
Mosebach: Lothar Müller trifft Martin Mosebach. Ein Gespräch,
eine Buchpremiere.
Martin Mosebachs neuer Roman
heißt Das Blutbuchenfest, ist bei
Hanser erschienen und erzählt von „erotischen Verwicklungen, Liebe, Betrug und
Eifersucht“ vor dem Hintergrund einer bedrohlich schwankenden Welt, dem Krieg
auf dem Balkan, wie der Hanser Verlag ankündigt.
Ivana aus Bosnien putzt in
Frankfurt. Ihre Kunden: Hochstapler und Kreative, Bohemiens und Banker,
Verliebte und Verlassene, falsche und echte Ehefrauen. Über dem grotesken
Treiben aber verfinstert sich der Himmel, denn in Ivanas Heimat beginnt der
Krieg.
Mitten in der Großstadt, im
Garten unter der blutroten Buche, organisiert der kleine Geschäftemacher
Rotzoff ein teures Fest, um mit den Eintrittskarten seine Schulden zu bezahlen.
Ausgelöst wird ein figurenreicher Tanz um Liebe, Betrug und Eifersucht vor
schwärzer werdendem Hintergrund. Der Erzähler, verbummelter Kunsthistoriker,
verliebt sich in der U-Bahn in die zerbrechliche Winnie; Marusha dient als
schillernde Geliebte mehreren Herren, darunter Wereschnikow, umtriebiger Planer
eines Kongresses über das zerfallende Jugoslawien, und dem Immobilienhai
Breegen. Bei allen aber putzt Ivana, die ihren Kundenstamm energisch
zusammenhält und auch auf Rotzoffs Fest für Ordnung sorgen soll. Doch während
die Kunden feiern, beginnt auf dem Balkan der Krieg. Martin Mosebach überrascht
mit einem ganz ungewohnten, neuen Ton, wechselnd zwischen Komik und Härte,
Ironie und Trauer. Bosnien, wo man in archaischer, bäuerlicher Umgebung eine
große Hochzeit mit schlimmem Ende feiert, und die deutsche Großstadt – Mosebach
erschafft in seiner unverwechselbaren Sprache eine eigene Welt von poetischer
Phantastik. Und so wird auch der Leser immer tiefer hineingezogen in den Strom
der Ereignisse – bis Ivana die Trümmer des rauschenden Festes entschlossen
zusammenkehrt.
Und natürlich wird Martin
Mosebach einen Ausschnitt daraus vorlesen, wenn er zur Literatursoiree an
diesem Dienstag im Literaturhaus gastiert. Lothar Müller, er ist
Feuilletonredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, wird ein Gespräch mit dem
Schriftsteller führen, der – nach eigener Auskunft – ein Reaktionär ist, wie er
2006 in seinem Essayband Schöne Literatur.
Doch Martin Mosebach ist auch mit jedem seiner Bücher als brillanter Erzähler
gefeiert worden, man hat ihn mit dem Kleist- und dem Doderer-Preis
ausgezeichnet, ihn als „großartigen Schriftsteller“ (Die ZEIT) gelobt, „der
stilistische Pracht mit urwüchsiger Erzählfreude verbindet und dabei ein
humoristisches Geschichtsbewusstsein beweist, das sich weit über die
europäischen Kulturgrenzen hinaus erstreckt“ (Jury des Büchner-Preises). Genug
Gesprächsstoff ist also vorhanden, ob über Politik, Gesellschaft oder
grundsätzliche ästhetische Fragen.
(JK 02/14)
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