Deutsches
Schauspielhaus
Mittwoch, 24.02.2016 20.00
Uhr
Kirchenallee 39, Hamburg
Eintritt: 9 / 15 Euro
Große Literatur auf der Höhe
unserer Zeit: Jenny Erpenbeck erzählt in ihrem Roman Gehen, ging, gegangen, der
bei Knaus erschienen ist, vom Flüchten, vom Ankommen, vom Warten und von der
Suche nach dem Menschsein – egal, woher man kommt oder wohin man geht.
Richard,
ein Professor Emeritus der Sektion Klassische Philologie an der Humboldt
Universität, ist in den Ruhestand geraten und muss aufpassen, dass er nicht
irre wird, nachdem die lange aufgeschobenen Arbeiten an Haus und Hof erledigt
sind. Seine Frau ist gestorben, die Geliebte hat ihn verlassen, und was macht
man dann mit den Jahren, die noch bleiben? Man gerät ins Nachdenken über „die
verschiedenen Zeiten, die im Dunkeln, den Mund mit Erde gefüllt, übereinander
herfallen, die eine begattet die andere, ohne fruchtbar zu sein, und der
Fortschritt besteht immer nur darin, dass die, die auf dieser Erde herumgehen,
von alldem nichts wissen.“ Doch es bleibt nicht beim Nachdenken: Richard hat
Fragen, und er sucht Antworten.
Durch die
zufällige Begegnung mit Asylsuchenden auf dem Oranienplatz in Berlin kommt er
auf die Idee, jene jungen Flüchtlinge zu befragen, die in Berlin gestrandet
sind. Und er geht die Sache gründlich an, so wie er das als Professor immer
getan hat, wenn sein Interesse geweckt war. Die Flüchtlinge, die er bald
regelmäßig in einem Heim besucht, antworten nicht nur sehr offen auf seine
Fragen, sie erzählen ihm sogar ihre Lebensgeschichten, und für Richard ergeben
sich neue Fragen an die Politik und die Gesellschaft aus den Begegnungen.
Jenny Erpenbeck
hat mit Gehen, ging, gegangen einen
„gründlich recherchierten Tatsachenroman“ (FAZ) vorgelegt, der keineswegs als
Aufruf zum Engagement für Flüchtlinge oder zur Weltverbesserung zu verstehen
ist und auch kein Mitleid durch die erzählten Schicksale wecken will.
Tatsächlich ist dieser vielfach gelobte Roman, der es bis ins Finale zum
Deutschen Buchpreis brachte, eine durchaus unterhaltsame und unkritische
Lektüre über einen politisch-gesellschaftlichen Komplex: „Ein Roman als
Crashkurs in Flüchtlingskunde“, wie es in der Welt hieß.
Jenny
Erpenbeck wurde 1967 in Berlin geboren. 1999 debütierte sie mit der Novelle Geschichte vom alten Kind, der weitere
literarische Veröffentlichungen folgten, darunter Romane, Erzählungen und
Theaterstücke. Ihr Roman Aller Tage Abend
wurde von Lesern und Kritik gleichsam gefeiert und vielfach ausgezeichnet,
unter anderem 2013 mit dem Joseph-Breitbach-Preis und 2015 mit dem Independent
Foreign Fiction Prize.
Gehen,
ging, gegangen von Jenny Erpenbeck ist bei Knaus erschienen.
Eine
gemeinsame Veranstaltung von Heymann und dem DeutschenSchauSpielHaus Hamburg.
(JK 02/16)
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