Jón Kalman Stefánsson: Fische haben keine Beine (Piper)

Der isländische Autor Jón Kalman Stefánsson hat mit seinem bei Piper erschienenen Roman Fische haben keine Beine eine große, eigenwillige Familiengeschichte von Glück, Freude, Rechtschaffenheit und einem lebenslangen Verlangen geschrieben.

Das hier ist Aris Geschichte. Und die seiner isländischen Familie. Warum aber hat Ari, Schriftsteller und Verleger, seit 25 Jahren verheiratet und mit drei Kindern gesegnet, an einem Dienstag vor drei Jahren ohne jede Vorankündigung seine Frau verlassen, um nach einem Zwischenspiel in einem gottverlassenen isländischen Hotel nach Kopenhagen zu verschwinden? Schwer zu sagen. Doch Ari kommt zurück, nachdem ihn sein sterbender Vater darum gebeten hat. Ein altes Foto von ihm und seiner Mutter lassen Aris Erinnerungen aufleben, an seine Familie und seine eigene Jugend im schwärzesten Loch von allen: Keflavik. Dort lernte Ari die amerikanischen Soldaten kennen, die Beatles, Pink Floyd – und die Mädchen. Eines von ihnen hat er bis heute nicht vergessen, und ihr Schicksal hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet.

Fische haben keine Beine ist ein unbequemes Buch, eine beißende Gesellschaftssatire und zählt klar zu den besseren Büchern des Autors. Wie gewohnt ist das Buch keine leichte Kost, da der Autor nicht streng chronologisch erzählt. Schön ist Stefánssons bilderreiche und poetische Sprache in einem von einem melancholischen bis traurigen Ton getragenen Buch. Ein wenig seltsam ist lediglich Stefánssons Bezug zu Engeln und Ewigkeit, war er doch bisher auf menschlichem  Boden immer am besten und weniger in den Wolken mit leeren Fragen. Doch das trübt nicht den Gesamteindruck des Buches.

Jón Kalman Stefánsson, geboren 1963 in Reykjavík, lebte einige Jahre in Dänemark, bevor er sich mit seiner Familie in Mosfellsbær auf Island niederließ. Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des Landes, sein Werk ist preisgekrönt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Den internationalen Durchbruch bescherte ihm der Roman Himmel und Hölle, dem Der Schmerz der Engel folgte und zuletzt mit Das Herz des Menschen der Abschluss der Trilogie.

Fische haben keine Beine von Jón Kalman Stefánsson ist bei Piper erschienen. 
(JK 08/15)

Keine Kommentare: