Eine flippige Meditation
über die Zukunft des gedruckten Buches hat der amerikanische Autor Robin Sloane
in seinem Buch Die sonderbare
Buchhandlung des Mr. Penumbra geschrieben, das bei Blessing erschienen ist.
Als Clay Jannon seinen
Job als Webdesigner verliert, meldet er sich auf eine Stellenanzeige hin bei
Mr. Penumbra, der in San Francisco eine alte, verstaubte Buchhandlung betreibt,
die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay übernimmt die Nachtschicht, und bald ist
ihm klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt: Die Kunden kaufen nichts, sondern
leihen die Bücher nur aus, drei Stockwerke hohe Regale beherbergen riesige
Folianten, die keine Texte beinhalten, sondern nur ellenlange Reihen aus
Buchstaben. Nach und nach findet Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine
Kunden einem uralten Geheimnis auf der Spur sind. Mit der Unterstützung seiner
Freundin Kat und seines ältesten Kumpels Neel, sowie der Weisheit von Mr.
Penumbra, macht sich Clay daran, dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das
bis in die Anfangszeiten des Buchdrucks zurückreicht.
Robin Sloanes Buch ist
gleichermaßen sowohl eine Ode an muffige Buchhandlungen als auch ein Appell an
die Digitalisierung des gedruckten Wortes. Natürlich ist die Geschichte in der
Hauptstadt des Silicon Valleys angesiedelt und es überrascht einen auch nicht,
dass der Autor einst für Twitter arbeitete. Der Autor lässt in seinem Buch
durchweg seine Liebe für das gedruckte Buch durchblicken und doch begann sein
Buch sein Leben als E-book. Er steht zum Schuldgefühl in einer Buchhandlung zu
arbeiten und dennoch sich die kostenlosen ersten Kapitel eines Buches auf
seinen Kindle zu downloaden. Ein Gefühl, das wohl auf die meisten seiner Leser
ebenso zutrifft. Der Autor stellt dieses Thema auf den Kopf und auch wenn seine
Antworten beunruhigen könnten, so sind sie ebenso spannend. Die schiere
Anziehungskraft der digitalen Nutzung, des Einschaltens des Computers birgt ein
ständiges Nervenkitzel. Beeindruckend ist der emotionale Gegensatz von Googles
„Big Box“, eine Sammlung von Schiffscontainer, die einen Großteil des Internets
beherbergen und dem einzelnen Mann, der spätnachts von den Schatten der
Buchregale zum Zwerg relativiert wird. Auch wenn am Ende die Handlung nicht
vollkommen überzeugt, weil die Liebesgeschichte doch ein wenig schwach
daherkommt und das 500 Jahre alte Geheimnis etwas zu glatt gelöst wird, so
bleiben diese neuartigen Ideen dieser Geschichte noch lange im Kopf. Die
sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra ist ein spannendes literarisches
Rätsel, ein inspirierendes und philosophisches Buch voller einzigartiger
Charaktere und visionärer Ideen.
Robin Sloan wurde 1979 in
der Nähe von Detroit geboren und hat an der Michigan State University
Wirtschaftswissenschaften studiert. Er hat für Twitter und verschiedene andere
Onlineplattformen gearbeitet und schreibt gerade an einem neuen Roman. Er lebt
in San Francisco.
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra von Robin Sloan ist bei Blessing
erschienen.
(JK 07/14)
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