Flandern und die Niederlande –
Ehrengast 2016 der Frankfurter Buchmesse
Im Juli 1915 steht Julius
Reinhardt in den Trümmern einer Kirche und setzt sich die Pistole an die Kehle.
Ein alter Mann tritt von hinten an ihn heran und sagt, dass der Tod nie eine
Lösung sei. Es ist der Pfarrer, einer der wenigen Überlebenden des fast
vollständig zerstörten Dorfes. Er führt Julius ins Pfarrhaus und zeigt ihm
seine Schmetterlingssammlung. Diese Tiere, die ihre Schönheit in einem sehr
kurzen Leben und vergeblichen Überlebenskampf verschwenden, und nicht die
Menschen, die Kriege anzetteln, sind für ihn die Krone der Schöpfung. Julius
fasst Vertrauen und erzählt dem Pfarrer von seiner Seelennot. Sein Kamerad,
sein bester Freund, ist ausgerechnet in einer Feuerpause, als Franzosen und
Deutsche Fußball spielten statt aufeinander zu schießen, mit einem Bajonett im
Rücken tot aufgefunden worden. Julius fühlt sich dafür verantwortlich. Nach und
nach gibt er sich seinen Erinnerungen hin: an vier unzertrennliche Freunde, die
arglos in einem Dorf aufwuchsen, an eine große Liebe und an eine Enttäuschung,
die übermächtig war...
Pieter Webeling, 1965 in
Den Helder geboren, veröffentlichte 2008 seinen ersten Roman, Veertig dagen.
Als Journalist führt Pieter Webeling für angesehene holländische Zeitungen viel
beachtete Interviews. Sein Roman über einen Komiker in Auschwitz und über die
ambivalente Rolle des Humors in einem totalitären System (Das Lachen und der
Tod, 2013) erregte internationales Aufsehen und wird verfilmt.
Die Stunde des Schmetterlings von Pieter Webeling ist bei Blessing erschienen.
(JK 10/16)
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