Gestatten: Perez –
Lebemann, Kleinganove, Hobbyermittler. Das ist der Held einer neuen Krimiserie,
die im äußersten Süden der französischen Mittelmeerküste angesiedelt ist. Das
erste Buch dieser Reihe bei Kiepenheuer & Witsch trägt den Titel Tödlicher
Tramontane. Der Autor heißt Yann Sola, ein Pseudonym für einen deutschen
Autor.
Alles in dem kleinen
französischen Städtchen Banyuls-sur-Mer, nur wenige Kilometer vor der
spanischen Grenze im Roussillon, könnte so entspannt sein, wenn nicht dieser
verdammte Tramontane, der von den Pyrenäen herabfallende Wind, die Menschen
verrückt machte. Perez, Kleinganove und Hobbydetektiv, würde gern in aller Ruhe
sein Restaurant und seinen florierenden Schwarzhandel mit spanischen
Delikatessen betreiben. Doch dann tritt der neue Polizeichef aus dem Norden
seinen Dienst in Banyuls an, und in Strandnähe explodiert eine stattliche
Yacht. Von der Besatzung keine Spur. Und als auch noch Perez’ Freundin Marianne
spurlos verschwindet, die zuvor mit ungewöhnlichen Mitteln gegen die geplante
Erweiterung des Hafens demonstriert hat, ahnt Perez, dass es an der Côte
Vermeille nicht mit rechten Dingen zugeht. Gemeinsam mit Mariannes Tochter und
seinem Koch Haziem begibt er sich an die Ermittlungen und erfährt allerhand
über mächtige Konzerne und korrupte Strippenzieher. Als er dann auch noch
selbst des Mordes verdächtigt wird, hat Perez endgültig genug…
Die momentan grassierende
Flutung des deutschen Buchmarkts mit Frankreich-Krimis erinnert an die Anfänge
der Skandinavienwelle, nur dass es damals fast ausschließlich skandinavische
Autoren waren, die entdeckt wurden, und eine gewisse Schreibschule des
nordischen Krimis darstellten. Bei der aktuellen Welle handelt es sich jedoch
vorwiegend um deutsche Autoren mit einem französisch klingenden Pseudonym und
nur ganz wenige französische Krimiautoren schaffen es in die deutschen Verlage,
obwohl sie es allemal verdient hätten. So sind denn auch die jetzt im großen
Stil vermarkteten Frankreich-Krimis eine Fortsetzung der deutschen
Regionalkrimis. Ein schrulliger, eigenwilliger Ermittler in einer mit vielen
Folkloremerkmalen gespickte Handlung. Auch bei dieser Reihe trifft dies zu. Es
sind Wohlfühlkrimis, die ein gewisses Urlaubsgefühl, ein sentimentales Fernweh
bedienen. Und so sollte man auch nicht die Messlatte anlegen, wie komplex der
Mordfall, wie verzwickt die Aufklärung und wieviel Atemlosigkeit die Handlung
hervorruft. Das wichtigste Kriterium ist, wie glaubhaft das Lokalkolorit ist und
wie es die Handlung trägt. Yann Sola weiß das natürlich auch und bedient in seinem
Krimi diesen Anspruch. Vielleicht liegt es daran, dass dies der erste Band der
Reihe ist, doch wer diesen Teil Frankreichs kennt, der weiß, in Punkto
Lokalkolorit und französischen Flair geht noch mehr. Wir sind gespannt auf die
folgenden Bände dieser Reihe und dieses Ermittlers im Roussillon.
Yann Sola lebt und
arbeitet in Deutschland und an der Côte Vermeille in Frankreich.
Tödlicher Tramontane von Yann Sola ist bei
Kiepenheuer & Witsch erschienen.
(JK 08/16)
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