Fiston Mwanza Mujila liest auf dem Festival Afrikanischer Frühling in der Zinnschmelze am Freitag, 12. Mai

Zinnschmelze
Freitag, 12.05.2017  20.00 Uhr
Maurienstraße 19, Hamburg
Eintritt: 8 / 10 Euro. 

Literatur und Musik: Zum Auftakt des Festivals Afrikanischer Frühling (12.–13.5.) spielt das Ensemble Diamoral „Rhythmen und Lieder Westafrikas“, Flatter Zenda präsentiert eine „interaktive Painting-Show“, und Fiston Mwanza Mujila liest aus seinem Roman Tram 83, der bei Zsolnay erschienen ist, musikalisch begleitet auf dem Saxophon von Patrick Dunst.

Der kongolesische Autor Fiston Mwanza Mujilas hat mit seinem Debütroman Tram 83, der bei Zsolnay erschienen ist, einen bissigen, überdrehten Roman geschrieben, der darüber hinaus mit viel Musikalität aufwartet.

Eine heruntergekommene Großstadt in Afrika, wer hierher kommt, hat ein Ziel: Geld zu machen, egal wie. Das Tram 83  ist der einzige Nachtclub der Stadt, ihr pulsierendes Zentrum. Verlierer und Gewinner, Profiteure und Prostituierte, Ex-Kindersoldaten und Studenten, sie alle treffen in dieser Höhle aufeinander, um sich zu vergessen. Hier, an diesem von Kriegen, Korruption und Globalisierung gezeichneten Ort, sehen sich auch zwei ungleiche Freunde wieder: Lucien, der Schriftsteller, findet auf der Flucht vor Erpressung und Zensur Schutz bei Requiem, der sich durch das Leben gaunert. Rhythmisch und rau erzählt Mwanza Mujila ihre Geschichte, mit einem Drive, der an die Musik von John Coltrane erinnert.

Fiston Mwanza Mujilas hat Freude an Absurditäten und zieht epische Poesie aus Gewalt, Verzweiflung und Verstörung. Über sein Buch hat der Autor selber gesagt, dass er in seinem Roman eine Form der Ausbeutung und des Neokolonialismus darstellen will, die in ganz Afrika und nicht nur in seinem Heimatland Kongo stattfindet. Treffende Milieuschilderungen zeigen eine aus den Fugen geratene Welt. Beeindruckend ist der lebendige und kraftstrotzende Rhythmus dieses Debütromans, mit Tempo und Timing. Es gibt keine stringente Handlung, sondern sie folgt den Tönen und dem Rhythmus. Sie wird unterbrochen, hat Wiederholungen, manche Teile tauchen regelmäßig auf. Wie im Jazz wird mal scheinbar improvisiert, dann geben wieder klare Regeln den Takt vor. Der Ton ist manchmal brutal laut, dann in einem fast heiteren Allegro bis hin zu einem leisen Piano, kulminierend in einem immer mehr Fahrt aufnehmenden Crescendo. Man muss sich auf jeden Fall in den ungewohnten Rhythmus einlesen

Fiston Mwanza Mujila wurde 1981 in Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo geboren. Er lebt in Graz, schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und unterrichtet afrikanische Literatur an der Universität. Tram 83 ist sein erster Roman, für den er bereits zahlreiche Preise erhielt.

Tram 83 von Fiston Mwanza Mujila ist bei Zsolnay erschienen. 
(JK 05/17)

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