Montag, 19.06.2017 19.00
Uhr
Hansastr. 6, Hamburg
Eintritt: frei. Anmeldung unter Tel.: 040-39999130 oder per E-Mail an events@iic-hamburg.de
Er sitzt in einer Zelle, nicht mit
all den anderen Kriminellen, sondern völlig isoliert und in Einzelhaft, in
einem Raum nach menschlichem Maß, ohne Aussicht je wieder aus diesem Leben
ausbrechen zu können. Der italienische Schriftsteller Maurizio Torchio erzählt
in seinem mehrfach ausgezeichneten Roman Das
angehaltene Leben, erschienen bei Zsolnay, von der irrationalen Logik einer
Nichtwelt, präzise und verstörend. Im Istituto Italiano stellt Maurizio Torchio
seinen Roman vor, ein Gespräch mit dem Autor führt die Übersetzerin des Romans
Annette Kopetzki auf Italienisch und Deutsch.
„Mir sind Nerven für das ganze Gefängnis
gewachsen. Wenn einer durch den Gang unterm Hof geht, ist es, als ginge er über
meinen linken Arm.“ Das ist alles, was dem Gefangenen in seiner Isolation noch
an Gegenwart bleibt, doch er klagt nicht an, sondern beschreibt in aller
Nüchternheit wie das ist, wenn der eigene Körper sich an ein Gefängnis
verliert. Sein einziger Bezug nach Draußen sind die Erinnerungen an Kindheit
und Jugend und an die von ihm entführte Kaffeeprinzessin, mit der er Monate,
eine Haube auf dem Kopf, damit sie ihn nicht identifizieren kann, in einem
Erdloch im Wald ausharrt.
Maurizio Torchio, 1970 in
Turin geboren, erzählt in einer nüchternen Präzision aus den Gefangenschaften,
die in diesem Roman zu durchleiden sind und zum Sinnbild werden für ein
universelles Eingeschlossensein, das Einsame, Verlorene, Vergessene ebenso
Durchleiden wie der Gefangene, dem die innere Mechanik der Strafanstalt zum
zweiten Ich wird. Die Hamburger Übersetzerin Annette Kopetzki hat diesen
meisterhaften Roman in ein kongeniales Deutsch gebracht, im letzten Jahr wurde
sie für ihre Übersetzung mit einem Hamburger Förderpreis für literarische
Übersetzung ausgezeichnet.
Das angehaltene Leben von Maurizio
Torchio ist
bei Zsolnay erschienen.
(JK 06/17)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen