Volker Kutscher: Lunapark (Kiepenheuer & Witsch)

Kommissar Gereon Rath legt sich in seinem sechsten Fall, der mit dem Titel  Lunapark bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, mit einem SA-Sturm und der Berliner Unterwelt an.

Berlin, Ende Mai 1934. Die anfängliche Begeisterung für die Regierung Hitler schwindet, die unberechenbare SA macht vielen Bürgern Angst. Und Gereon Rath gerät bei seinen aktuellen Ermittlungen ausgerechnet mit den Braunhemden aneinander. Unter der Eisenbahnbrücke an der Liesenstraße, unter einer unvollendeten kommunistischen Parole, liegt ein SA-Mann, der scheinbar erschlagen wurde, tatsächlich aber an einem Glasauge erstickt ist. Am Tatort trifft Kommissar Rath auf seinen früheren Kollegen Reinhold Gräf, der nun für die Geheime Staatspolizei arbeitet. Während Gräf von einem politischen Mord ausgeht, ermittelt Rath in eine andere Richtung und entdeckt Verbindungen zum zerschlagenen Ringverein „Nordpiraten“, der seine kriminellen Aktivitäten als SA-Sturm getarnt fortsetzt. Als ein zweiter SA-Mann erschlagen aufgefunden wird, scheint alles auf eine Mordserie zu deuten. Eine Spur führt in den seit Kurzem geschlossenen Lunapark, einstmals Berlins berühmtester Rummel. Und Rath fragt sich, welche Rolle Unterweltboss Johann Marlow, ein Erzfeind der „Nordpiraten“, in diesem Fall spielt. Die politische Lage wird immer brisanter, Raths Frau Charly gerät in SA-Haft, und der Kommissar wird in einen Strudel sich überschlagender Ereignisse gezogen, an deren Ende er sogar einen unmissverständlichen Mordauftrag erhält. Wird er ihn ausführen? 

Volker Kutscher serviert wieder einen spannenden Fall des Kommissars Gereon Rath. Er lässt uns in eine politisch höchst unruhige Zeit eintauchen und an den Verwerfungen teilhaben. Um die Spannung zu steigern, wendet Volker Kutscher wie bisher ein probates Stilmittel an, er erzählt aus mehreren Perspektiven und gibt der Geschichte Dimension. Geschickt werden Fakten und Fiktion gemischt und alles im Krimi wirkt absolut glaubwürdig. Der sperrige Charakterkopf Gereon Rath gibt darüber hinaus den Geschichten eine ganz besondere Tiefe. Die Krimireihe um Gereon Rath gehört mit Sicherheit zu einer der gelungensten, die aktuell geschrieben werden.

Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln. Mit dem Roman Der nasse Fisch, dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Rath im Berlin der 30er-Jahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller.

Lunapark von Volker Kutscher ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. 
(JK 01/17)

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