Shumona Sinha liest bei cohen + dobernigg am Dienstag, 26. September

cohen + dobernigg
Dienstag  26.09.2017 20.30 Uhr 
Sternstr. 4, Hamburg
Eintritt: 8 Euro

Die aus Indien stammende, in Frankreich lebende Schriftstellerin Shumona Sinha, die mit ihrem Roman Erschlagt die Armen ein vielfach gefeiertes Lehrstück über die europäische Asylpolitik vorlegte, liest aus ihrem neuen Roman Staatenlos, der bei Nautilus erschienen ist, in dem sie von drei Frauen und ihrem exemplarischen Schicksal in Indien und Europa erzählt. Aus der deutschen Übersetzung liest Sigrid Behrens. 

Shumona Sinha schreibt mit wortgewaltigem Zorn und in starken Bildern von drei Frauen, die sich einer unbarmherzigen männlichen Ordnung gegenübersehen – in Paris wie in Kalkutta.

Die Frauen in Shumona Sinhas neuem Roman sind entwurzelt, heimatlos, nie ganz angekommen in einer Gesellschaft, die unlebbar ist, vor allem für Frauen und Fremde. Voller Wut erzählt Sinha von Rassismus, Sexismus und Unterdrückung in Frankreich wie in Indien: Esha stammt aus wohlhabendem, gebildetem Milieu in Kalkutta, sie ist aus Liebe zur Sprache nach Paris gekommen, einem romantischen Traum folgend. Doch während sie auf das Ergebnis ihres Einbürgerungsantrags wartet, häufen sich die rassistischen Bemerkungen, die abfälligen Blicke, die Enttäuschungen. Mina ist Analphabetin und stammt aus einer Bauernfamilie, die seit Generationen Land in Bengalen bewirtschaftet, das ihr nicht gehört. Sie wird in einen Aufstand gegen den Bau einer Autofabrik hineingezogen. Marie schließlich wurde schon als Säugling von liberalen französischen Eltern adoptiert. Sie reist regelmäßig nach Indien, auf unbestimmter Suche nach Exotik und ihrer eigenen unauffindbaren Herkunft.

In einer Gegenwart, die zunehmend von Misstrauen, Angst und sogar Hass dem Anderen gegenüber geprägt ist, ist Staatenlos eine wichtige und einzigartige literarische Stimme, die uns Fragen zur Gewalt, die wir tolerieren, akzeptieren und selbst ausüben, aufzwingt, sei es auch ohne unsere Absicht.

„Was mich berührt hat, ist Sinhas Bild von Frankreich als einem gespaltenen, verängstigten Land – Indien gar nicht so unähnlich“, urteilt Cécile Wajsbrot. 

„Ein Roman wie ein Faustschlag“, schreibt Le Canard enchainé.

„Schön und verstörend“, findet Le Soir.

Shumona Sinha, geboren 1973 in Kalkutta, lebt seit 2001 in Paris. An der Sorbonne schloss sie ihren Magister in Literaturwissenschaft ab. Von 2001 bis 2008 arbeitete Sinha als Lehrerin für Englisch an weiterführenden Schulen; ab 2009 war sie als Dolmetscherin für Asylsuchende tätig. Nach der Veröffentlichung von Erschlagt die Armen! 2011 verlor sie ihre Arbeit bei der französischen Migrationsbehörde. Ende 2013 erschien ihr dritter Roman Kalkutta, ebenfalls vielfach ausgezeichnet. Sie veröffentlichte mehrere Gedichtbände auf Französisch und Bengalisch. 2008 erschien ihr erster Roman Fenêtre sur l’ Abîme.

Staatenlos von Shumona Sinha ist bei Nautilus erschienen.  

Die Veranstaltung ist ein Beitrag zum Ehrengast-Programm Francfort en français – Frankfurt auf Französisch der Frankfurter Buchmesse

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