Hotel Wedina
Sonntag 05.11.2017 17.00 Uhr
Gurlittstr. 23, Hamburg
Eintritt: 6 Euro
Literaten im Hotel: Jonas Lüscher und Julia Weber
lesen aus ihren für den Schweizer Buchpreis nominierten Romanen Kraft
und Immer ist alles schön. Vera Kaiser moderiert den Abend.
Seit
2008 wird der Schweizer Buchpreis vergeben. Die zehnte Preisverleihung findet
am 12. November in Basel statt. Fünf Titel wurden von der Fachjury für die
Shortlist ausgewählt. Mit Julia Weber und Jonas Lüscher sind in diesem Jahr
wieder zwei Nominierte im Hotel Wedina zu Gast.
Julia
Weber legt mit Immer ist alles schön, erschienen bei Limmat, einen
komisch-traurigen Roman vor, der von dem Geschwisterpaar Anais und Bruno und
ihrem Versuch erzählt, dem von geplatzten Träumen gezeichneten Leben ihrer
Mutter mit viel Fantasie etwas entgegenzusetzen.
Anais
liebt ihre Mutter, sie liebt ihren Bruder Bruno und insgeheim auch Peter aus
der Schule. Die Mutter sagt, das Leben sei eine Wucht, und dass sie gerne noch
ein Glas Wein hätte. Denn es hält ihren Sehnsüchten nicht stand, das Leben, und
die Männer halten ihrer Liebe nicht stand. Das Tanzen, das sie liebt, ist zum
Tanz an der Stange vor den Männern geworden. Es ist nicht einfach, so ein Leben
zu leben, sagt die Mutter, darum will sie noch ein Glas. Anais und Bruno
versuchen sich und die Mutter zu schützen vor der Außenwelt, die in Gestalt von
Mutters Männern mit Haaren auf der Brust in der Küche steht. Oder in der
Gestalt von Peter, der ihre Wohnung seltsam findet und nichts anfangen kann mit
den tausend, auf der Straße zusammen gesammelten Dingen. In Gestalt eines
Mannes vom Jugendamt, der viele Fragen stellt, sich Notizen macht, der Anais
und Bruno betrachtet wie zu erforschendes Material, und in Gestalt einer
Nachbarin, die im Treppenhaus lauscht. Je mehr diese Außenwelt in ihre eigene
eindringt, desto mehr ziehen sich die Kinder in ihre Fantasie zurück.
Immer ist alles schön ist ein komisch-trauriger Roman, der mit
leisem Humor eine eindrückliche Geschichte erzählt: von scheiternder
Lebensfreude in einer geordneten Welt und davon, wie zwei Kinder versuchen,
ihre eigene Logik dagegenzusetzen. Mit Anais und Bruno fügt Julia Weber der
Literatur ein zutiefst berührendes Geschwisterpaar hinzu.
Julia
Weber wurde 1983 in Moshi
(Tansania) geboren. 1985 kehrte sie mit ihrer Familie nach Zürich zurück. Nach
Berufslehre und Matura studierte sie 2009 bis 2012 literarisches Schreiben am
Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. 2012 hat sie den Literaturdienst gegründet
(www.literaturdienst.ch ), und sie ist Mitbegründerin der Kunstaktionsgruppe „Literatur
für das, was passiert“. Julia Weber lebt mit ihrem Mann und ihrem Kind in
Zürich.
Immer ist alles schön von Julia Weber ist bei Limmat erschienen.
Auch
Jonas Lüscher lässt in seinem Roman Kraft, erschienen bei C. H. Beck,
Gewissheiten zerschellen: Die Niedergang des europäischen Intellektuellen
Richard Kraft wird in Stanford besiegelt, wo er sich verzweifelt gegen das
Silicon Valley aufbäumt. Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen,
unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg
aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der
Stanford University, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen
Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die
Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb
alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern...
Jonas
Lüscher, geboren 1976 in der Schweiz, wuchs in Bern auf, wo er 1994 – 1998 am Evangelischen Lehrerseminar Muristalden zum
Primarlehrer ausgebildet wurde. Nach einigen Jahren als Stoffentwickler und
Dramaturg in der Münchner Filmwirtschaft studierte er an der Hochschule für
Philosophie München (2005 bis 2009). Nebenbei arbeitete Lüscher als
freiberuflicher Lektor. Sein Studium schloss er 2009 mit der Erlangung des
Magistergrades ab. Anschließend folgten zwei Jahre als Wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften (TTN) der LMU
München, gleichzeitig arbeitete er als Ethiklehrer an der Staatlichen
Wirtschaftsschule München/Pasing. 2011 wechselte Jonas Lüscher an die ETH
Zürich. Er schrieb dort bei Michael Hampe an einer Dissertation über die
Bedeutung von Narrationen für die Beschreibung sozialer Komplexität vor dem
Hintergrund von Richard Rortys Neo-Pragmatismus. 2012/13 verbrachte er, mit
einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds, neun Monate als Visiting
Researcher am Comparative Literature Department der Stanford University. Zum
Jahresende verließ Lüscher die ETH, ohne seine Dissertation abzuschließen. Lüscher
lebt seit 2001 in München. Frühling der Barbaren wurde 2013 für den
Deutschen Buchpreis nominiert, ebenso für den Schweizer Buchpreis. 2013 erhielt
er den Franz-Hessel-Preis, den Berner Literaturpreis und den Bayerischer
Kunstförderpreis, 2016 den Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster.
Kraft von Jonas Lüscher ist bei C.H. Beck erschienen.
Kraft von Jonas Lüscher ist bei C.H. Beck erschienen.
Die
Romandebüts Immer ist alles schön und Kraft sind zugleich
Kandidaten für den diesjährigen Mara-Cassens-Preis.
Eine Veranstaltung des Literaturhaus Hamburg
(JK 11/17)
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