stories!
im Falkenriedquartier
Mittwoch, 14.11.2018 19.30
Uhr
Straßenbahnring, Hamburg
Eintritt: 5 Euro (Reservierungen unter:
anmeldungen@stories-hamburg.de)
Das dunkle Reich des Begehrens: Lina Wolff liest
aus ihrem Roman Die polyglotten Liebhaber, der bei Hoffmann und Campe
erschienen ist.
„Satz für Satz“, so
empfiehlt es Antje Rávic Strubel, soll man dieses Buch lesen, „in der Hoffnung,
die Verzauberung möge noch ein wenig dauern.“ Dabei spielt die Geschichte, von
der die schwedische Schriftstellerin Lina Wolff in ihrem neuen Roman Die
polyglotten Liebhaber erzählt, eher in einem dunklen Reich des Begehrens.
Es geht um ein Buch im Buch, um Sex und Gewalt, Verführung und Erniedrigung, um
den männlichen Blick auf Frauen und um die Erfahrung, dass Herzen brechen
können. In Schweden wurde Lina Wolff für ihren Roman mit dem wichtigsten
Literaturpreis des Landes ausgezeichnet, dem Augustpris.
Fast ganz am Ende des
Romans erklärt ihm seine Frau: „Du hast noch nie jemanden gesehen. Du hast
immer nur dich gesehen, deine Frauen waren Spiegel, in denen du dich selbst
betrachtet hast.“ Max Lamas, der sich in einer schweren Lebenskrise befindet,
nachdem ihm der Kritiker Calisto, ein Manuskript nicht zurückgibt, von dem er
nur eine einzige Ausgabe besitzt, findet den Gedanken schrecklich, dass sie
recht haben könnte. Sein Manuskript hat den Titel Die polyglotten Liebhaber
und es kreist tatsächlich um die Vorstellung einer perfekten Geliebten,
polyglott soll sie sein und vielstimmig ist sein Buch über die erträumte Geliebte
geworden.
Lina Wolff erzählt von
dieser Geschichte in drei Kapiteln: Im ersten Teil erfahren wir von Ellinor,
wie sie durch eine Datingseite in die Fänge des vom Leben enttäuschten Zynikers
Calisto gerät und in eine fatale Abhängigkeit. Max berichtet im zweiten Teil
von der erodierten Ehe mit seiner Frau und der Entstehungsgeschichte des
Manuskripts, das er in einem egozentrischen Befreiungsakt in Italien
geschrieben hat, während er einer so rauschhaften wie eigennützigen Liebe
nachging. Im dritten Teil werden die kunstvoll ineinander verwobenen
Begegnungen der Personen und ihre Beziehungen schließlich um die Perspektive
von Lucrezia erweitert und in einem langen Brief von Max aufgelöst. Lina Wolff
findet in ihrem Roman tatsächlich ein versöhnliches Ende für ihre Figuren, die
zwar in den Fängen des Begehrens und im männlichen Blick auf Liebe und
Sexualität gefangen, aber nicht hilflos verloren sind, solange es ihnen
gelingt, die Stereotypen in ihren Begegnungen aufzubrechen. Dann zeigt sich
dieser kleine Hoffnungsschimmer an jenem Himmel, unter dem die Liebenden ihre
Not haben: schön kitschig und in einem zarten Rot.
Lina Wolff, geboren 1973,
hat lange in Italien und Spanien gelebt. Für ihren Debütroman Bret Easton
Ellis und die anderen Hunde wurde sie mit dem renommierten Literaturpreis der
Zeitschrift Vi ausgezeichnet. Lina Wolff lebt in Schonen in Südschweden.
Die polyglotten Liebhaber von Lina Wolff ist bei Hoffmann
und Campe erschienen.
(JK 11/18)
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