Hotel
Wedina
Sonntag, 04.11.2018 17.00
Uhr
Gurlittstraße 23, Hamburg
Eintritt: 6 Euro
Literaten im Hotel: Heinz Helle, Julia von Lucadou
und Gianna Molinari lesen aus ihren für den Schweizer Buchpreis nominierten
Romanen. Vera Kaiser moderiert.
Auch in diesem Herbst
reisen drei für den Schweizer Buchpreis nominierte Schriftstellerinnen und
Schriftsteller nach Hamburg, um den Nordlichtern einen Einblick in das
schweizerische Literaturschaffen der Gegenwart zu vermitteln: Heinz Helle,
Julia von Lucadou und Gianna Molinari lesen aus ihren aktuellen Büchern. Ebenso
nominiert für die wichtigste literarische Auszeichnung der Schweiz sind Peter
Stamm und Vincenzo Todisco. Eine unabhängige Jury prämiert am 11. November das
beste essayistische oder belletristische Werk eines Schweizer Autors.
Heinz Helle, geboren
1978, ist Absolvent des Schweizerischen Literaturinstituts und legt mit Die
Überwindung der Schwerkraft, erschienen bei Suhrkamp, einen ergreifenden
Roman vor, in dessen Zentrum zwei Halbbrüder stehen.
Zwei Bier, und dann noch
zwei – mehr braucht es nicht für etwas Nähe. Doch dass die Wärme des Alkohols
nicht wirklich gegen die Kälte hilft, die draußen herrscht, wissen auch die
beiden Brüder, die von Kneipe zu Kneipe ziehen. Der ältere trinkt längst ohne
jeden Anlass, aus Trauer oder Wut angesichts einer Welt, die von Schmerzen und
Leid, von Kriegen und Gewalt bestimmt ist. Und doch erzählt er dem jüngeren an
diesem Abend nicht nur von Stalingrad und Marc Dutroux, sondern auch von seinem
baldigen Vaterglück. Was beide nicht wissen: Es wird danach kein Wiedersehen
geben. Nur einmal telefonieren sie noch miteinander. Der nächste Anruf, neun
Monate später, ist die Nachricht vom Tod des älteren Bruders. Was bleibt, sind
die Erinnerungen an ihn und Fragen: Warum das Ganze? Was wollen wir auf der
Welt? Und was genau soll das überhaupt sein, leben und sterben?
Virtuos verknüpft Heinz
Helle in seinem neuen Roman die Suche nach den Spuren des verstorbenen Bruders
mit der Suche nach den Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Wie genau er
die Geschwister dabei seziert, ist schmerzhaft-schön: ein gezielter Schlag in
die Magengrube, durchfunkelt von Trost und Hoffnung.
Heinz Helle, geboren
1978, Studium der Philosophie, Arbeit als Texter in Werbeagenturen, Absolvent
des Schweizerischen Literaturinstituts, lebt mit Frau und Kind in Zürich. Sein
Romandebüt Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin stand auf
der Shortlist des Schweizer Buchpreises 2014. Sein zweiter Roman, Eigentlich
müssten wir tanzen, war für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert.
Die Überwindung der Schwerkraft von Heinz Helle ist bei Suhrkamp erschienen.
Gianna Molinari, geboren
1988, studierte ebenfalls Literarisches Schreiben in Biel. Mit ihrem Debüt Hier
ist noch alles möglich, erschienen bei Aufbau, gelangte sie bereits auf die
Longlist des Deutschen Buchpreises und erhielt den Robert-Walser-Preis. Es
handelt von einer ebenso gespenstischen wie subtilen Geschichte um Bedrohung
und Grenzen.
Eine junge Frau wird als
Nachtwächterin in einer Verpackungsfabrik eingestellt. Abend für Abend macht
sie ihren Rundgang, kontrolliert die Zäune. Ein Wolf soll in das Gelände
eingedrungen sein. Mit jeder Nachtschicht wird die Suche nach dem Wolf mehr zu
einer Suche nach sich selbst und zur Frage nach den Grenzen, die wir ziehen, um
das zu schützen, woran wir glauben.
Gianna Molinari wurde
1988 in Basel geboren und lebt in Zürich. Sie studierte von 2009 bis 2012
Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut Biel und danach
Neuere Deutsche Literatur an der Universität Lausanne. Sie war Stipendiatin der
Autorenwerkstatt Prosa 2012 am Literarischen Colloquium Berlin und erhielt im
selben Jahr den Preis sowie den Publikumspreis des 17.
MDR-Literaturwettbewerbs. Bei den „Tagen der deutschen Literatur“ 2017 in
Klagenfurt wurde sie für einen Auszug aus ihrem Debüt Hier ist noch alles
möglich mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet, 2018 erhielt sie den
Robert-Walser-Preis.
Hier ist noch alles möglich von Gianna Molinari ist bei Aufbau erschienen.
In dem Debüt Die
Hochhausspringerin, erschienen bei Hanser Berlin, inszeniert Julia von
Lucadou einen packenden Drahtseilakt zwischen totalitärer Überwachung und
Freiheitsdrang.
Riva ist
Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans.
Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in
ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine
andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag
nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im
Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den
Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert?
Die Hochhausspringerin
führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia
von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über
unsere Zukunft.
Julia von Lucadou wurde
1982 in Heidelberg geboren und ist promovierte Filmwissenschaftlerin. Sie
arbeitete als Regieassistentin, Redakteurin beim Fernsehen und als
Simulationspatientin; sie lebt in Biel, New York und Köln. Die
Hochhauspringerin ist ihr erster Roman.
Die Hochhausspringerin von Julia von Lucadou ist bei Hanser Berlin erschienen.
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