Ein Roman über den
13-jährigen Sedd, der in einem norwegischen Berghotel bei seinen Großeltern
aufwächst. Eine Geschichte über Lügen und Geheimnisse, falsche Erwartungen und
großelterliche Liebe.
Ein Hotel hoch oben im
norwegischen Fjell in den 1980er-Jahren. Sedd wächst bei seinen Großeltern auf.
Über seinen Vater weiß er nicht viel, die Mutter ist verschollen. Liebevoll,
aber bestimmt wird er von den Großeltern – der Großvater ist nebenbei
Tierpräparator, die Großmutter stammt aus Wien – auf seine Rolle als künftiger
Hotelerbe vorbereitet. Er hilft als Laufbursche, Küchenjunge und Tourenbetreuer
aus und verinnerlicht den Leitsatz „Jeder einzelne Gast zählt“ bereits im
zarten Kindesalter. Zufluchtsort ist für ihn die Großküche des Hotels, in der
der ehemalige Seefahrer Jim schaltet und waltet und für Sedd Vater, Mutter und
Freund zugleich ist, wenn die Großeltern keine Zeit für ihn haben. Doch
spätestens, als der Bankdirektor Berg bei einem Essen stirbt, zeigen sich erste
Risse in der vermeintlichen Idylle.
Die Diskrepanz zwischen
rauer Wirklichkeit und süßer Wunschvorstellung, erzählt mit den Augen eines
13-jährigen, macht den Reiz dieses Romans aus und lässt stark an Irvings Hotel
New Hampshire erinnern. Gerade dieser Blickwinkel sorgt für ein
euphorisierendes Gefühl beim Lesen, obwohl man weiß, dass dieses Grand Hotel
seine besten Zeiten lang hinter sich hat. Dem Autor ist ein origineller,
liebevoll erzählter, melancholischer, spannender und nachdenklich stimmender Roman
gelungen.
Erik Fosnes Hansen wurde
1965 in New York geboren. Er wuchs in Oslo auf, wo er heute lebt. Zwei Jahre
studierte er in Stuttgart (und spricht hervorragend Deutsch). Seinen ersten
Roman Falkenturm schrieb er im Alter von 18 Jahren, das Buch wurde
gleich nach seinem Erscheinen 1985 in Norwegen als literarisches Ereignis
gefeiert. Choral am Ende der Reise wurde zu einem internationalen
Bestseller.
(JK 01/20)
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