Aravind Adiga: Amnestie (C.H. Beck)

Ein illegaler Einwanderer aus Sri Lanka in Australien steht im Mittelpunkt von Aravind Adigas neuen Roman Amnestie.

Danny, eigentlich Dhananjaya Rajaratnam und ursprünglich aus Sri Lanka, ist der Status als Flüchtling in Australien verwehrt worden. Nun wohnt er als Illegaler im Lagerraum eines Supermarkts in Sydney und schlägt sich seit drei Jahren als Putzkraft durch. Er ist nahe dran, ein beinahe normales Leben führen zu können. Aber dann erfährt er, dass eine seiner Kundinnen ermordet wurde. Details vom Tatort lassen ihn vermuten, der Liebhaber der Frau, ebenfalls ein Kunde, könnte in den Mord verstrickt sein. Die beiden hatten die Angewohnheit, Danny bei ihren Rendezvous wie ein Maskottchen in der Nähe haben zu wollen. Er zögert, die Polizei zu informieren, denn als entdeckter illegaler Einwanderer würde Danny auf eine abgelegene Insel vor Australien deportiert. Dann bestellt der verdächtige Arzt Danny wieder zu sich...

Amnestie ist ein typischer, vom Schauplatz her aber ungewöhnlicher Adiga-Roman: die spannende, heftige Erzählung von besonderer heutiger Dringlichkeit über ein moralisches Dilemma und Machtverhältnisse, Liebe und Gewalt. Adiga kann sich nicht recht entscheiden, ob er die Geschichte als Krimi oder doch Roman zu Ende bringt, doch egal welche Kategorie, das Buch überzeugt. Geht es im ersten Teil um das Verbrechen, streicht Adiga im zweiten Teil Gesellschaftskritik hervor, in dem er ganz politisch das Migrationsproblem thematisiert, das die Globalisierung mit sich bringt. Aravind Adiga kann auch mit seinem neuen Roman erneut überzeugen.

Aravind Adiga, geboren 1974 in Madras, wuchs zeitweise in Sydney, Australien, auf, studierte Englische Literatur an der Columbia University und am Magdalen College in Oxford. Er arbeitete als Korrespondent für die Zeitschrift Time und für die Financial Times. Er lebt in Mumbai, Indien.

Amnestie von Aravind Adiga ist bei C.H. Beck erschienen.
(JK 12/20)

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