Michael Stavarič: Fremdes Licht (Luchterhand)

Der neue Roman Fremdes Licht von Michael Stavarič teilt die Gemüter. Für die einen belanglos und zäh, für die anderen intensiv und mitreissend.

Sie ist an einem unbekannten Ort und in einer eisigen, unwirtlichen Umgebung. Erst nach und nach kehrt die Erinnerung zurück, und Elaine begreift, was passiert ist: dass ihr Großvater einst bei den Inuit in Grönland lebte und er sie mit dem Überleben in Eis und Schnee vertraut machte. Dass sie zuletzt für einen Konzern im Schweizer Ort Winterthur tätig war und sich dort als Genforscherin mit der Rekonstruktion von Leben beschäftigte. Dass die Erde während eines Kometeneinschlages zugrunde ging und sie die letzte Überlebende zu sein scheint. Was das alles mit ihrer Urgroßmutter aus Grönland zu tun hat, ahnt sie nicht.

Vom Setting der Geschichte könnte man einen Science Fiction-Thriller in der Eiswüste Grönlands vermuten, doch der Autor verfolgt eine ernsthaftere Spur. Es ist genau diese Mischung von Genres, die das Lesen des Buches einen unvorhergesehenen Touch verleiht, zumal das Buch ab der Hälfte in die Vergangenheit springt. Literarisch befindet sich der Roman von Stavarič auf hohem Niveau, er ist definitiv keine gewöhnliche Unterhaltungsliteratur. Wer Spaß findet an der Experimentierfreudigkeit eines Autors, der auf hohem literarischen Niveau agiert, wird mit an diesem Roman Gefallen finden.

Michael Stavarič wurde 1972 in Brno (Tschechoslowakei) geboren. Er lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. Studierte an der Universität Wien Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften. Über 10 Jahre lang tätig an der Sportuniversität Wien – als Lehrbeauftragter fürs Inline-Skating. Zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, zuletzt: Adelbert-Chamisso-Preis, Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur. Lehraufträge zuletzt: Stefan Zweig Poetikdozentur an der Universität Salzburg, Literaturseminar an der Universität Bamberg.

Fremdes Licht von Michael Stavarič ist bei Luchterhand erschienen.
(JK 04/20)

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