Der neue Roman Krass von Martin Mosebach, erschienen bei Rowohlt, ist eine große Erzählung, die den Bogen von Neapel über Frankreich bis nach Kairo schlägt.
Ralph Krass – so heißt ein verschwenderisch großzügiger Geschäftsmann, der Menschen mit kannibalischem Appetit verbraucht. Ist er unendlich reich oder nur ein Hochstapler, kalt berechnend, oder träumt er hemmungslos? Er will sich seine Gesellschaft kaufen, immer nur selbst der Schenkende sein. Als in Neapel Lidewine in seinen Kreis tritt – eben noch die Assistentin eines Zauberers, eine junge Abenteurerin –, bietet er ihr einen ungewöhnlichen Pakt an. Beobachtet wird das Ganze von seinem Sekretär, dem Pechvogel Dr. Jüngel, mit einem Blick voll Neid und Eifersucht. Aber erst nachdem die Gesellschaft von Herrn Krass durch einen Eklat auseinandergeflogen ist, gelingt es ihm, an seinem Zufluchtsort in der französischen Provinz, die Mosaiksteine des Geschehenen zu einem Bild zu ordnen – während Menschen wie der stumme Kuhhirte Toussaint, der Schuster Desfosses und Madame Lemoine mit ihren Wellensittichen ihm eine Ahnung davon vermitteln, wie alles mit allem rätselhaft zusammenhängt.
Auf hohem literarischem Niveau hat Martin Mosebach einen atmosphärischen, bildstarken Roman geschrieben, ganz im Stile eines Thomas Mann. Originelle Charaktere in stimmungsvollen Landschaftsbildern, opulent und detailverliebt. Er zelebriert geradezu seinen anspruchsvollen Sprachstil und umrankt ihn raffiniert mit der Handlung. Das entzweit die Leserschaft. Die einen werden es als geschwätzig empfinden, währen die anderen die hohe Kunst sehen. Es gibt allerdings in der Tat nur wenige, die so virtuos schreiben können wie Martin Mosebach.
Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt am Main, war zunächst Jurist, dann wandte er sich dem Schreiben zu. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, dazu Erzählungen, Gedichte, Libretti und Essays über Kunst und Literatur, über Reisen, über religiöse, historische und politische Themen. Dafür hat er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, etwa den Heinrich-von-Kleist-Preis, den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Georg-Büchner-Preis und die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung, der Deutschen Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und lebt in Frankfurt am Main.
Krass von Martin Mosebach ist bei Rowohlt erschienen.
(JK 04/21)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen