Menschlicher Erinnerung ist nicht zu trauen. Noch weniger dem Erzähler dieses ungewöhnlichen Romans. Hinter der Maske eines Chronisten verstrickt uns Robert Haasnoot in seinem Roman Der Erinnerer, der im Berlin Verlag erschienen ist, in die Abgründe einer faszinierend eigentümlichen Dorfgemeinschaft. Zeewijk um 1900: Ungewöhnlich aggressive Raben haben sich im Kirchturm niedergelassen. Eine Kaninchenseuche ist ausgebrochen, und der Traum von einem heiligen Ort in den Dünen macht die Runde unter den strenggläubigen Dorfbewohnern des Küstendorfs. Auch der als nervenkrank geltende Fremde, Wijnand Marseu, der in einer weißen Villa hoch über dem Meer wohnt, soll diesen Traum gehabt haben, kurz bevor er tot aufgefunden wird. Nicht zuletzt aus beruflichem Ehrgeiz legt es der Erzähler darauf an, die Ereignisse in einen höheren Zusammenhang zu bringen. Er ist der letzte Spross einer Stadtschreiberfamilie, ein Erinnerer, selbst tief verwurzelt in der Dorfgemeinschaft und ihren von Glauben und Aberglauben geprägten Legenden. Merkwürdig somnambul zieht er von einem Dorfbewohner zum anderen, von einer unheimlichen Anekdote zur nächsten und offenbart dabei kaum wahrnehmbar sein eigenes Geheimnis. In der Überblendung von Vergangenheit und Gegenwart entsteht ein faszinierendes und abgründiges Panorama des Mikrokosmos Zeewijk, einer in Tradition und Aberglauben verstrickten Gemeinschaft.
Robert Haasnoot wurde 1961 geboren, aufgewachsen ist er im niederländischen Fischerdörfchen Katwijk. Für seinen Roman Wahnsee wurde Haasnoot mit dem Prix des Ambassadeurs ausgezeichnet.
Der Erinnerer von Robert Haasnoot ist im Berlin Verlag erschienen.
(JK 21/06/08)
Robert Haasnoot wurde 1961 geboren, aufgewachsen ist er im niederländischen Fischerdörfchen Katwijk. Für seinen Roman Wahnsee wurde Haasnoot mit dem Prix des Ambassadeurs ausgezeichnet.
Der Erinnerer von Robert Haasnoot ist im Berlin Verlag erschienen.
(JK 21/06/08)
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