Erling Jepsen: Die Kunst im Chor zu weinen (Suhrkamp)

Der dänische Autor Erling Jepsen hat mit seinem Roman Die Kunst im Chor zu weinen, der bei Suhrkamp als Taschenbuch eschienen ist, eine abgründige Familiengeschichte geschrieben. Geschildert aus dem treuherzigen Blickwinkel eines Elfjährigen, dem die familiäre Harmonie über alles geht und dem es deshalb zunehmend schwerer fällt, „gut“ und „böse“ voneinander zu unterscheiden.

Wenn Vater eine gute Grabrede hält, dann haben ihn die Leute gern, und wenn die Leute ihn gern haben, dann hat er auch uns gern."

Allan, der elfjährige Sohn des Milchmanns, weiß, wie man zu Tränen rührt. Zusammen mit seinem Vater besucht er sämtliche Beerdigungen des Ortes. Die Grabreden des Vaters – unterstützt durch den traurigen Blick des Sohnes – bringen die Angehörigen unweigerlich zum Weinen; und da eine gute Rede dem Umsatz des elterlichen Ladens zugute kommt und zudem die „psychischen Nerven“ des Vaters beruhigt, ist die Logik für Allan klar: des einen Tod, des anderen Brot. Aber was tun, wenn die Todesfälle ausbleiben? Wer hat das Feuer gelegt, in dem Allans Großmutter umkam? Wird die große Schwester deshalb wenig später in die Psychiatrie gebracht? Oder etwa, weil sie nicht länger mit dem Vater auf dem Sofa schlafen mag?

Erling Jepsen wurde 1956 in der Kleinstadt Gram in Südjütland geboren. Sein Vater war der Milchmann des Ortes (der letzte Milchmann Südjütlands), die Mutter bediente im Kaufmannsladen der Familie. Erling Jepsen studierte in Aarhus und debütierte als Schriftsteller 1977 mit einem Hörspiel, er lebt als Dramatiker und Romanautor in Kopenhagen. Auf deutsch erschien bisher 2006 der Roman Dreck am Stecken.

Die Kunst im Chor zu weinen von Erling Jepsen ist bei Suhrkamp erschienen.
(JK 08/11/08)

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