
Um ein hochaktuelles und brisantes Thema geht es im Roman Nang oder Hamayuns Weg, der bei Gollenstein erschienen ist. Der Autor Jürgen Remm erzählt die Geschichte einer lebensgefährlichen Reise von Osten nach Westen, um einen Tötungsauftrag im Namen der Ehre auszuführen.
Der junge Afghane Hamayun ist Informatiker. Als Student hat er den Taliban angehört. Jetzt wird er von seinem Vater und der Jirga, der Versammlung der Clanältesten, mit einem Tötungsauftrag nach Deutschland geschickt. Auf gefährlichen Wegen gelangt er von Kandahar über Pakistan in den Iran und die Türkei, gerät ins Visier der Volksmodjaheddin, des CIA und der iranischen und türkischen Geheimdienste, ändert Pass und Identität, entkommt knapp nach Europa und erreicht schließlich über Frankreich den Zielort Saarbrücken. Hamayum wird als Terrorist verdächtigt und gejagt. Er selbst aber muss sich damit auseinandersetzen, dass er – dem islamischen Gesetz seiner paschtunischen Herkunft gehorchend – den Ehrenmord an seiner in Saarbrücken lebenden Schwester vollziehen soll.
In Zwischenkapiteln spitzt sich die Handlung um die vom deutschen Verfassungsschutz observierte Schwester in Saarbrücken zu, bis im Finale beide Handlungsstränge dramatisch zusammentreffen.
Jürgen Remm erzählt eine aufregende Kriminalgeschichte. Er schreibt einen verblüffend kenntnisreichen Thriller: einen Agentenroman über die Arbeitsweisen und Verstrickungen der östlichen und westlichen Geheimdienste. Und er erzählt eine Geschichte, die die Realität unserer Tage spiegelt. Darüber hinaus versteht er es, dem Leser die Perspektive eines jungen Muslim zu erschließen, dessen Einstellung zum archaischen Ehrbegriff (Nang) seines Volkes sich auf dem langen Weg von Kandahar bis Saarbrücken wandelt.
Jürgen Remm wurde 1940 in Saarbrücken geboren. Bis zu seiner Pensionierung war er Beamter im saarländischen Innenministerium und zugleich eine Abenteurernatur, die es in islamische Länder und Kulturen und in die verschlungenen Welten der östlichen und westlichen Geheimdienste zieht. Mit 50 bricht Jürgen Remm noch einmal auf. Er beginnt das Studium der Philosophie und Geschichte an einer Fernuniversität und entscheidet sich zum Schreiben.
(JK 06/09/08)
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