Rafik Schami zu Gast in der Universität Hamburg

Universität Hamburg, Hauptgebäude, Hörsaal A

Mittwoch, 24.09.2008 20.00 Uhr

Edmund-Siemers-Allee 1

Eintritt: 10 – 14 €

Rafik Schami liest aus seinem neuen Roman Das Geheimnis des Kalligraphen, der bei Hanser erschienen ist. Michael Lüders moderiert.

Vier Jahre haben seine Anhänger sich gedulden müssen, nun ist es endlich da, das neue, opulente Meisterwerk aus der Feder des aus Syrien stammenden Erzählers Rafik Schami. Das Geheimnis des Kalligraphen ist saftig wie die Früchte des Gärtners Viktor, farbenprächtig wie die Köstlichkeiten des Eisverkäufers Elias und singt wie beinahe alle Bücher Schamis ein Hohelied auf dessen Heimatstadt Damaskus mit ihren duftenden, jasminbestandenen Gassen, lebhaften Märkten und ihrer überbordenden mündlichen Tradition. In literarischer Vollendung vollzieht Schamis Roman die hohe Kunst der Kalligraphie, dieser „Musik für die Augen”, auf Buchseiten nach: Er nimmt überraschende Abbiegungen, verästelt sich wundersam bei der Schilderung von scheinbar Nebensächlichem, das am Schluss jedoch das Netz aus Erzähltem erst vollendet. Dennoch bleibt die Geschichte immer ganz nah an ihrem undurchschaubaren Helden: Am Aufstieg und Fall des begnadeten, aber stolzen und herzkalten Kalligraphen Hamid Farsi, der seine wunderschöne, belesene Ehefrau Nura schlechter behandelt als ein ungeliebtes Haustier; mit der Feder, aus herrlichem Papier und Tinte nach Geheimrezept indes Kunstwerke zu schaffen vermag, die das ganze Land zu Tränen rühren. Farsi hat Großes vor, will die arabische Schrift reformieren und stürzt tief: „Die Kalligraphie ist die Kunst, mit schwarzer Farbe helle Freude in das verlorene Weiß des Papiers zu bringen.”

En passant schildert der Roman den politischen Umsturz im Syrien der späten fünfziger Jahre und hält ein leidenschaftliches Plädoyer für die Kraft und das Selbstbewusstsein der syrischen Frauen, die bei Schami stets durch List, Besonnenheit und Tüchtigkeit die Fäden spinnen. Der „Damaszener Freund” Rafik Schami, der seit seinem politischen Exil im Jahre 1970 keinen Fuß in seine Heimatstadt gesetzt hat, wird hierzulande von der Kritik geschätzt und von seinem Publikum verehrt. Seine Bücher wurden in 24 Sprachen übersetzt, sein Werk zuletzt mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet. Die Laudatorin Meike Feßmann brachte es damals so schlicht wie präzise auf den Punkt: „Rafik Schami ist ein großer Geschichtenerzähler.”

Veranstaltet wird die Lesung vom Literaturhaus Hamburg.

Das Geheimnis des Kalligraphen von Rafik Schami ist im Carl Hanser Verlag erschienen.
(JK 20/09/08)

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