Was in Istanbul geschah, ist nun viele Jahrzehnte her. Und doch findet die neunzigjährige Kinderfrau keine Ruhe – sie hat noch alte Rechnungen zu begleichen. Kommissar Kostas Charitos folgt ihren Spuren: Sie führen nach „Konstantinopel“, in eine Vergangenheit mit zwei Gesichtern – einem schönen und einem hässlichen. Petros Markaris präsentiert mit Die Kinderfrau, der bei Diogenes erschienen ist, einen Roman voll Nostalgie. Es ist sein bisher persönlichstes Buch.
Was macht ein Athener Kommissar in Istanbul? Das fragt sich Kostas Charitos auch. Ferien waren noch nie seine Sache, und diesmal sind sie sogar erzwungen: Die Reise nach Istanbul ist der verzweifelte Versuch, Abstand zu gewinnen. Denn Tochter Katerina hat „nur“ standesamtlich geheiratet; dabei hätten sich Kostas und seine Frau Adriani so sehr eine traditionelle Hochzeit gewünscht. Doch bald ereilt die Polizeiarbeit den Kommissar und erlöst ihn von Familiendiskussionen, Gruppenführungen und ähnlichem Klimbim. Als Verbindungsbeamter zur türkischen Kriminalpolizei soll Kostas Charitos den Fall einer neunzigjährigen Griechin übernehmen, die allem Anschein nach ihren Bruder getötet hat und nach Istanbul geflüchtet ist – in die Stadt, in der sie, wie sich herausstellt, noch ein paar alte Rechnungen zu begleichen hat. Auf türkischer Seite kümmert sich Kommissar Murat Saglam um den Fall – ein junger Kollege, der in Deutschland aufgewachsen ist und mit dem Charitos schnell ein wechselseitiges Misstrauen verbindet.
Petros Markaris wurde 1937 in Istanbul geboren. Sein Vater schickte ihn zum Volkswirtschaftstudium nach Wien. Weit weg von zu Hause machte der „Student“, was er wollte: Er begann zu schreiben. Petros Markaris ist Verfasser von Theaterstücken, Schöpfer einer Fernsehserie, Co-Autor des Filmemachers Theo Angelopoulos und Übersetzer von vielen deutschen Dramatikern, u.a. von Brecht und Goethe. Sein Kommissar Kostas Charitos wird oft in einem Atemzug mit Wallander, Montalbano und Brunetti genannt und seine Bücher erscheinen in 14 Sprachen. Petros Markaris lebt in Athen.
(JK 05/09)
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