Der neue Roman von Paweł Huelle Das letzte Abendmahl, der bei Beck erschienen ist, basiert auf einer realen Begebenheit und spielt in einem Danzig in naher Zukunft. Der Maler Mateusz will, nach dem Vorbild Leonardo da Vincis, ein Bild des letzten Abendmahls malen und lädt seine Freunde zu einem Foto-Shooting ein, damit sie den Aposteln ihr Gesicht leihen. Drei dieser alten Freunde und den Erzähler, der Griechisch studiert und sich mit der Geschichte Jerusalems beschäftigt, lernt der Leser näher kennen, den Arzt Lewada, den Physikprofessor und Geschäftsmann Wybránski sowie Berdo, den Religionswissenschaftler und Initiator von lukrativen „Wahrheitspilgerfahrten“.
Das Foto-Shooting konfrontiert alle mit ihrer Vergangenheit und mit ihren Lebensplänen, und was bei einem Gemälde über das letzte Abendmahl nahe liegt, geht es bei allen um Geld und Werte, Freiheit und Spiritualität, Kunst und Kommerz, aber auch um das Christentum und den Islam – in das Stadtbild von Danzig haben sich zu den Kirchtürmen auch die Minarette gesellt.
Der Roman, dessen Haupthandlung nur wenige Stunden eines einzigen Tages umfasst, bietet auf einer zweiten Zeitebene faszinierende geschichtliche Exkurse, die uns nach Ägypten oder Konstantinopel führen, auf einer dritten – noch etwas weiter in der Zukunft – erzählt er von der Zerstörung des Gemäldes durch angeheuerte Schläger.
Paweł Huelles dichter, brillanter, teils realistisch, teils satirisch erzählter Roman, der in Polen großes Aufsehen erregt hat, bietet ein Sittenbild der Gegenwart, der westlichen Gesellschaft und des Kunstbetriebs, ein nachdenkliches, aufwühlendes Buch.
Paweł Huelle, 1957 in Danzig geboren, studierte Literaturwissenschaft, arbeitete als Journalist und Lehrer. Sein Roman Weiser Dawidek, 1987 in Polen erschienen, wurde ein großer internationaler Erfolg.
(JK 05/09)
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