Der aus Tibet stammende Autor Alai erzählt Geschichten von Tibets Pferdehirten
Alai wurde 1959 im tibetischen Teil der Provinz Sichuan geboren. Anfang der achtziger Jahre begann er Gedichte und Erzählungen in der Zeitschrift Tibetische Literatur zu veröffentlichen. Später zog er nach Chengdu, wo er Chefredakteur von Science-Fiction-World wurde, Chinas größtem Magazin dieser Art. Sein erster Roman Roter Mohn wurde 1998 ein sensationeller Erfolg, für den er zwei Jahre später den renommierten Mao-Dun-Preis erhielt. Sein neuer Roman Ferne Quellen, erschienen im Unionsverlag, erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, der fasziniert den Geschichten eines Pferdehirten auf den Bergwiesen lauscht. Er berichtet ihm über Quellen, die, wenn man in ihnen badet, von Krankheiten befreien. Sein Traum ist es, diesen Ort zu entdecken. Als es ihm viele Jahre später als Erwachsener tatsächlich gelingt, findet er jedoch nur eine hässliche, verlassene Betonlandschaft vor. Eine verfehlte Entwicklungspolitik hat eine Investitionsruine hinterlassen. Ein Kindheitstraum zerplatzt.
Alais realistischen Beschreibungen der Zerstörung der Natur – und damit der Träume des kleinen Jungen – steht in Ferne Quellen die poetische Erzählung der Sehnsucht gegenüber, des Sehnens nach einer heilen Welt. Man könnte versucht sein zu glauben, dass Alai auch auf die politische Situation seiner Heimat anspielt. Jedoch ist Alai bisher eher ein Kritiker des alten Tibet gewesen, so dass man seine Bücher in erster Linie als eine kritische Auseinandersetzung mit der Heimat verstehen sollte, so wie sie in China leise zu hören ist, und das könnte auch ein chinesisches Tibet sein.
(10/09)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen