Mit klaren, sinnlichen Sätzen erzählt Antonio
Skármeta in seinem bei Graf erschienenen Roman Mein Vater aus Paris eine Geschichte von Liebe, Sehnsucht und
südamerikanischer Melancholie.
Jacques, ein junger Lehrer, der abends französische
Gedichte übersetzt, lebt mit seiner Mutter in einem gottverlassenen
chilenischen Dorf. Sein Vater, ein Franzose, ist Hals über Kopf nach Paris
zurückgekehrt – aus Sehnsucht. Jacques hingegen sehnt sich nach der schönen
Nachbarin Teres. Eines Tages bietet ihm Teresas lebenshungriger jüngerer Bruder
verschwörerisch seine Hilfe an. Einzige Bedingung: Er möchte einmal mit ins
Bordell der nahegelegenen Provinzstadt. Aber in der Stadt dann trifft Jacques
überraschend auf seinen in der Ferne geglaubten Vater. Er ahnt bald, dass
dessen Weggang mit Liebe, Schmerz und einem großen Opfer zu tun hatte.
Antonio Skármeta hat mit 96 Seiten zwar einen
schmalen Roman geschrieben aber in ihm steckt Großes. Skármeta ist ein Meister
der melancholischen Geschichten mit
Figuren, an denen die Sehnsucht nagt. Mit viel Sinnlichkeit und Feingefühl
zeichnet er in wenigen Zügen ein Gemälde. Dem Leser wird unausgesprochen am
Ende ein Happy End in Aussicht gestellt. Skármeta ist es gelungen, mit diesem
Ende den Leser über die Lektüre hinaus an seine Geschichte zu fesseln.
Antonio Skármeta, geboren 1940 in Antofagasta /
Chile, erhielt für sein literarisches und filmisches Werk zahlreiche
internationale Preise. Mit seinem Roman Mit
brennender Geduld erzielte er 1985 einen Welterfolg. Die Geschichte um den
poetischen Briefträger wurde unter dem Titel Il Postino kongenial mit Philippe Noiret als Pablo Neruda verfilmt.
Skármeta lebte viele Jahre im Exil in Berlin. Von 2000 bis 2003 war er als
Botschafter Chiles dort.
Mein Vater aus Paris von Antonio Skármeta ist bei Graf erschienen.
(JK 06/11)
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