Sascha Lehnartz Buch Unter Galliern, erschienen bei Ullstein, ist eine augenzwinkernde
Liebeserklärung an Paris.
Paris ist die Stadt der Liebe, bien sûr. Solange man
beim romantischen Tête à Tête an der Seine nicht von Japanern fotografiert
wird. Paris ist die Stadt des Savoir vivre – es sei denn, man diniert chez
„Buffalo Grill“. Und Paris ist die Stadt der Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit – solange man keinen Parkplatz sucht.
Paris ist traumhaft, solange man nicht dort lebt.
Sascha Lehnartz wohnt seit 2008 an der Seine. Mittlerweile hat man ihm circa
250 knochentrockene Baguettes mit Analogschinken angedreht. Nahezu täglich
schlägt er sich mit Klempnern herum, die sich für Künstler halten, Conciergen,
die bei der Stasi eine Spitzenkarriere gemacht hätten, und Frauen, die dem
Konzept „Zicke“ eine völlig neue Dimension hinzufügen. Trotzdem will er nie
wieder weg.
Als Leser fragt man sich vorab, ist das ein Buch für
Paris-Fans oder Paris-Hasser? Lehnartz spricht beide an, beide werden ihre
Bestätigungen in seinem Buch finden. Er hat er Stadt ganz schön auf die Finger
und andere Stellen geschaut und wahrscheinlich hat das vorher noch niemand so
pointiert gemacht. Ein bisschen Melancholie schwingt mit, weil man spürt, dass
sich die Stadt in einem Wandel befindet und viele Schrulligkeiten verlieren
wird. Lehnartz wollte ein humoristisches Buch schreiben, was ihm über weite
Strecken gelungen ist – es liest sich vergnüglich. An manchen Stellen hätte er
zwar innehalten können, wahrscheinlich würde man ihm aber dann genau das als
Bruch vorwerfen. So bleibt es ein wunderbarer, leicht verschrobener Lesestoff.
Sascha Lehnartz, Jahrgang 1969, lebte in
Traumstädten wie Rio und Remscheid. Er war Reporter bei der Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung und beim SZ-Magazin. Seit 2008 hat er einen Posten,
den er bis zum Untergang des Print-Journalismus verteidigen will: Er ist
Paris-Korrespondent der Welt.
Unter Galliern von Sascha Lehnartz ist bei Ullstein erschienen.
(JK 07/11)
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