Rolf-Liebermann-Studio des NDR
Donnerstag, 10.11.2011 20.00 Uhr
Oberstraße 120, 20148 Hamburg
Eintritt: 10 – 14 Euro
Jeffrey Eugenides liest aus seinem neuen Roman Die Liebeshandlung, der bei Rowohlt erschienen ist. Heiko De Groot liest den deutschen Text, Felicitas von Lovenberg moderiert.
Erste Sätze sind verräterisch. Und erste Sätze sind bedeutsam, weil sie dem Leser signalisieren, wohin die Reise geht und in welchen Rahmen das Kommende steht. Jeffrey Eugenides – nicht nur hierzulande mit seinen Romanen Die Selbstmord-Schwestern und Middlesex bekannt geworden – ist ein Meister des ersten Satzes, wie das Beispiel seines neuen Romans Die Liebeshandlung aufs Schönste zeigt: „Zunächst mal, schauen Sie sich all die Bücher an” – so beginnt dieses opulente, Anfang der 1980er-Jahre im US-Bundesstaat Rhode Island angesiedelte Werk, und mit den ersten Zeilen steht außer Frage, dass es hier nicht zuletzt um die Wirkkraft von Büchern geht.
Madeleine Hanna heißt jene junge Frau, deren Bücherregal wir da in den Blick nehmen, ein Regal, auf dem sich die an „marriage plots” so reichen Klassiker des 19. Jahrhunderts ausbreiten, die Austens, Eliots und Dickens’. Jeffrey Eugenides erzählt auf den ersten Blick eine vertraute Dreiecksgeschichte, in der Madeleine zwischen zwei Verehrern, Leonard und Mitchell, hin und her gerissen wird. Weil man in der Ära der Postmoderne den klaren Liebesbekundungen nicht mehr recht traut, legt man sich statt neuen Sportwagen die Rätselwerke der französischen Semiotiker zu und hofft, dass Roland Barthes’ „Fragmente einer Sprache der Liebe” als „Reparaturhandbuch fürs Herz” taugt. Ein Trugschluss, wie sich rasch zeigt … und so entspinnt sich ein dicht gewobener Roman, der von der Suche nach Glück und Liebe handelt und bis nach Indien führt, wo auf den Spuren Mutter Teresas vielleicht das religiöse Heil zu finden ist. Ohne Frage: Die Liebeshandlung ist einer der anregendsten Romane dieses Herbstes. Und nicht nur sein erster Satz ist zu loben.
(JK 11/11)
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