Jan Böttcher am Dienstag, 17. Januar, im Literaturhaus Hamburg

Literaturhaus
Dienstag, 17.01.2012  19.30 Uhr
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
Eintritt: 4 - 8 €

Jan Böttcher liest aus seinem Roman Das Lied vom Tun und Lassen, der bei Rowohlt erschienen ist. Ina Hartwig moderiert.

Das Lied vom Tun und Lassen besingt den Freiraum des zeitlichen Niemandslandes nach dem Abitur, der den Entscheidungen des Lebens voransteht. Die Musik verbindet als tragendes Motiv die Gemeinschaft von Schülern und Lehrern. Aus ihr sprechen die Vergänglichkeit des verklingenden Tons, die unablässige Wiederholung, das Schweben in einer zeitlosen Klangwelt. Die einzelnen Schüler verursachen jedoch bald Disharmonien. Allen voran wird es der Schülerin Meret unmöglich, die gemeinsame Melodie zu halten. Sie zieht die absolute Konsequenz des Ausstiegs und stürzt sich vom Dach des Schulhauses: „Ihr Wille zur Abnabelung war am Ende dem Trieb zur Anpassung unterlegen. Es war das Prinzip der Fuge. Sie wollte eingehen in die Menge der andren. Einfach nur sein wie die Grundmelodie. Sie wollte das Wir, aber sie konnte nicht dafür leben.“ Der Tod der Mitschülerin ist eine musikalische Zäsur, die die Gemeinschaft und jeden Einzelnen auf eine harte Probe stellt.

„Böttchers Prosa ist hochunterhaltsam, ohne leichter Lesestoff zu sein. Immer wieder bleibt man an schönen Sätzen hängen, an zarten Pointen“, beschreibt der „Tagesspiegel”. Böttchers fühl- und hörbare Sprache, die oft aus dem Detail zu uns spricht: „Ich träte in die Pedale, und das Knirschen des Glaskieses unter den Reifen würde zur verstaubten Plattenrille.” Die Platte des unbeschwerten Schulalltags bekommt einen Sprung. Doch Merets Selbstmord ist nicht der Hauptgegenstand des Romans – vielmehr sind es die Schallwellen, die ihr Todessprung wirft und die die drei Erzähler des Romans auf unterschiedliche Weise erfassen. Die gemeinsame Zeit ist vorüber, es steht die Zeit des Fortkommens bevor. Jan Böttcher ist selbst leidenschaftlicher Musiker und hat es bravourös vermocht, den Klang seiner Lieder auf den Text zu überführen. Zum Weiterspinnen, Wiedererkennen oder einfach nur zur Zerstreuung kann man sich die vertonten Songtexte des Buches auf www.janboettcher.com anhören. Musikalischer Lesegenuss, der die richtigen Töne anschlägt und die Hörweite des Romans beflügelt.


Das Lied vom Tun und Lassen von Jan Böttcher ist bei Rowohlt erschienen.
(JK 01/12)

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