Literaturhaus
Donnerstag, 23.02.2012 19.30
Uhr
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg
Eintritt: 6 -10 Euro.
Michael
Ondaatje stellt seinen neuen Roman Katzentisch
vor, der bei Hanser erschienen ist. Michael Paweletz liest den deutschen Text,
Gabriele von Arnim moderiert.
Es ist
der Aufbruch in ein neues Leben, als der 11-jährige Mynah 1954 an Bord der
„Oronsay” geht, um mutterseelenallein von Colombo in Sri Lanka, das da noch
Ceylon hieß, nach England überzusetzen. 21 Tage soll die Reise dauern, in
Europa wartet seine Mutter auf ihn: „Was meine Gedanken beschäftigte, waren
weder die Dauer noch die Magie der Reise, sondern es war die Frage, wie meine
Mutter wissen sollte, wann genau ich in jenem fremden Land ankommen würde.”
Dennoch wird es eine magische Reise, die in dem Knaben und seiner Entourage,
dem asthmatischen Ramadhin und dem wilden Cassius, den Horizont weitet. Die
Schiffspassage gerät zur Bildungsreise, denn die Jungen finden im Mikrokosmos
des Dampfers eine ganze Welt, farbenfroh, skurril und ungeheuer sinnlich. Sie
lernen, dass es Menschen auf dem Oberdeck und unten im Maschinenraum gibt, dass
manche beim Kapitän sitzen und andere, wie sie selbst, am Katzentisch Platz
nehmen müssen. Frühmorgens, wenn das Schiff noch schläft, stibitzen sie
Leckereien vom Sonnendeck in der Luxusklasse und frühstücken sie in ihrem
Versteck in den Rettungsbooten. Sie lauschen und beobachten, und unversehens
schippern die Jungen ins Erwachsenenleben, denn oft ist die Aussicht vom
Katzentisch die spektakulärste: „Und so kam uns der geringfügige und wichtige
Sachverhalt zu Bewusstsein, dass unser Leben durch interessante Fremde
bereichert werden kann, die an einem vorbeigehen, ohne dass man näher mit ihnen
zu tun hat.”
In seinem
magischen neuen Roman Katzentisch
schildert Man-Booker-Preisträger Michael Ondaatje, 1943 in Colombo auf Sri
Lanka geboren, nicht weniger als die Geburt eines Schriftstellers: Hören und
Beobachten, Fantasieren und Imaginieren nehmen am Katzentisch auf der „Oronsay”
ihren Anfang, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Mynah zum Stift greift.
Ondaatjes Sprache ist dabei von so schlichter Eleganz und feinem Reichtum, dass
man sich wünscht, man könnte ein Plätzchen am Katzentisch buchen: „Ondaatje
schafft Bilder, die Fremde in die lebendigen Räume seiner Imagination ziehen,
und erhellt mit seinen Worten jedes Detail”, schreibt The New York Times.
Katzentisch
von Michael Ondaatje ist bei Hanser erschienen.
(JK 02/12)
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