Literaturhaus
Dienstag,
13.03.2012
19.30
Uhr
Schwanenwik
38, 22087 Hamburg
Eintritt:
6 -10 Euro.
Friedrich
Christian Delius liest aus seinem Buch Als die Bücher
noch geholfen haben, das bei Rowohlt Berlin erschienen ist. Helmut Böttiger
moderiert.
Es ist
ein langer Weg vom 21-jährigen Jungdichter, der mit Herzrasen und einem
gerüttelt Maß an „Jünglingsfrechheit” vor der ehrwürdigen Gruppe 47 seine Lyrik
liest, bis zum Preisträger der renommiertesten deutschen Auszeichnung für
Literatur, dem Büchner-Preis im Jahr 2011: Friedrich Christian Delius schildert
in seinen höchst aufschlussreichen biografischen Skizzen Als die Bücher noch geholfen haben das Leben eines
Literatursüchtigen, für den das Lesen und das geschriebene Wort Lebenselixier
sind: „Einer, der an die Literatur glaubt, an ihren Nutzen für Herz und
Verstand, an Literatur als unendlichen Speicher von Erfahrung und Erinnerung, als
ein allzeit verfügbares Lebensmittel zur Erheiterung, Horizonterweiterung und
Stärkung des Ichs.”
An dieser
Vita lässt sich nicht nur die deutsche Literaturgeschichte inhalieren, sondern
auch das spannungsreiche Verlagswesen der sechziger und siebziger Jahre
rekapitulieren: 1943 geboren, studierte Delius bei Walter Höllerer
Literaturwissenschaft, veröffentlichte im Wagenbach Verlag erste Gedichte, trat
als Lektor in den Verlag ein, reiste mit der Gruppe 47 nach Princeton, wo er
dem Charisma der jungen Susan Sontag verfiel, und gründete, nach dem Zerwürfnis
mit Klaus Wagenbach wegen der politisch aufgeheizten Kursbücher und der verrohenden Sprache des Deutschen Herbstes, mit
Kollegen den Rotbuch Verlag. Wegen der von Delius verfassten satirischen
„Festschrift” zum 125-jährigen Jubiläum des Siemens-Konzerns Unsere Siemens-Welt, die mit wohl
recherchierten Fakten und spitzer Feder Entlarvendes zutage förderte, krachte
der Literat erstmals gegen die Wände des Wirtschaftsestablishments. Im anderen
Teil Deutschlands entdeckte er die Literatur von Thomas Brasch und Heiner
Müller, besuchte seinen „Lach- und Lehrmeister” Günter Kunert und weitere
„negative DDR-Bürger”, überquerte die innerdeutsche Grenze häufig mit
schweißnassen Manuskripten unter dem Hemd. Am Ende des Textes steht – als
Höhepunkt eines Lebens für und mit den Büchern – das Heute: Delius‘
Büchner-Preisrede aus dem vergangenen Herbst.
Doch
bitte, liebes Publikum, beweisen Sie es dem Dichter: Die Bücher helfen, immer
noch.
Als die
Bücher noch geholfen haben von Friedrich Christian
Delius ist bei Rowohlt Berlin erschienen.
(JK 03/12)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen