Das neue Buch Mrs Sengupta will hoch hinaus des indischen
Autors Amit Chaudhuri ist ein melodisch erzähltes Meisterwerk über eine
Gesellschaft im Umbruch und ist bei Blessing erschienen.
Mrs Sengupta hat eine Etagenwohnung mit Meerblick,
einen Koch, einen Butler, ein Kindermädchen und eine Angestellte, die sich
allein um die Blumenarrangements in ihrem Zuhause kümmert. Damit sind Mrs
Senguptas gesellschaftliche Ambitionen jedoch noch lange nicht befriedigt:
Während sich ihr Ehemann auf eine Spitzenposition in einem ausländischen
Unternehmen hocharbeitet, träumt sie von einer Karriere als Sängerin. Ihr
Lehrer ist Shyamji, Sohn eines berühmten indischen Sängers und Gurus. Das
spirituelle Erbe seines Vaters zu pflegen, kann Shyamji sich jedoch nicht
leisten, denn er hat eine große Familie zu ernähren und außerdem eine Schwäche
für alles Materielle. So fügt er sich seiner zahlungsfähigen Kundschaft, die
lieber die Schlager aus den Bollywood-Filmen als die alten indischen Weisen
singen will. Diese Lebenshaltung stößt bei Nirmalya, Mrs Senguptas Sohn, auf
Widerspruch: Er interessiert sich mehr für Philosophie als für Luxus und Popkultur,
besteht darauf, traditionellen Gesang zu lernen, und fordert damit nicht nur
seine Mutter, sondern auch den Meister selbst heraus. Im Spannungsfeld dieser
drei Figuren entspinnt sich eine lebendige, leichtfüßige Gesellschaftssatire.
Amit Chaudhuri beobachtet von außen die
Veränderungen in seiner Heimat Indien und verwertet seine Eindrücke in seinen
Büchern, so auch in seinem jüngsten Werk. Er schaut mit der Lupe auf die
Familie Sengupta und deren gesellschaftlichen Abstieg. Gekonnt zeichnet er die
Familie in ihrer Zwickmühle, sich nicht aus dem Gewohnten verabschieden zu
können und das Leben so weiter zu führen wie bisher. Nur um die Familie herum
dreht sich die Welt bereits immer schneller. Das wird wunderbar deutlich an den
Gegensätzen zwischen den Figuren des Sohnes und Gesangslehrers, die sehr viel
Aufschluss über die Verschiebung der Werte in der indischen Gesellschaft geben.
Hierbei trägt die Figur des Sohnes Nirmalya autobiographische Bezüge des
Autors, der selber auch Musiker ist.
Amit Chaudhuri wurde 1962 in Kalkutta geboren, wuchs
in Bombay auf und studierte in London und Oxford. Seit seinem erzählerischen
Debüt 1991 erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie den Commonwealth Writers
Prize. Er ist Professor für Komparatistik an der University of East Anglia und
Mitglied der Royal Society of Literature.
Mrs Sengupta will hoch hinaus von Amit Chaudhuri ist bei Blessing erschienen.
(JK 11/11)
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