In Birand Bingüls Komödie Der Hodscha und die Piepenkötter, die bei Rowohlt Polaris
erschienen ist, prallen zwei Kulturen aufeinander.
In ihrer Stadt ist Ursel Piepenkötter die
unangefochtene Nummer eins. Als amtierende Oberbürgermeisterin liebt sie das
Bad in der Menge, sie ist resolut und kämpferisch. Ihre Spezialdisziplinen:
Tricksen, Tarnen, Täuschen. Ihr oberstes Ziel: die Wiederwahl. Doch die gerät
in Gefahr, als Nuri Hodscha, der neue Geistliche der türkischen Gemeinde, zum
Einstand ankündigt, eine prächtige Moschee bauen zu wollen. Vielen Bürgern der
Stadt ist der Islam nicht geheuer – muss eine Bürgermeisterin da nicht
eingreifen und Profil zeigen? Ursel Piepenkötter wittert die Chance, durch eine
wohldosierte Portion Populismus die Wahl für sich zu entscheiden. Doch als sie
Nuri Hodscha den Marsch blasen will, ist sie an den Falschen geraten: Der Mann
Allahs ist ein Schlitzohr ohnegleichen. Ob Kuhhandel oder Erpressung – auch ihm
sind alle Mittel recht. Noch 42 Tage bis zur Wahl. Zwei Gegner, die sich nichts
geben. Der Kampf ist eröffnet...
Birand Bingüls Roman ist eine Neuauflage des
Klassikers Don Camillo und Peppone. Gemeine Tricks, kleine Erpressungen, kurz:
ein kleinkarierter Kleinkrieg bricht in der deutschen ach so normalen Provinz
aus. Je mehr sich die Kontrahenten im Recht fühlen desto mehr blamieren sie
sich, eine Spirale deren Ende nicht in Sicht ist. Aus den Löchern kommen auch
die Claqueure geschlichen, der Stammtisch brodelt. Dem Autor ist eine
wunderbare Persiflage gelungen, einerseits auf die christlich-deutsche
Lokalpolitik im Gewande der CDU und andererseits auf den Islam in Deutschland. Alle bekommen ihr Fett weg.
Birand Bingül, geboren 1974, ist Journalist und
Autor. Der WDR-Redakteur hat sich viele Jahre intensiv mit den Themen
Integration und Migration beschäftigt und war u.a. Kommentator der ARD
Tagesthemen. Der Hodscha und die Piepenkötter
ist sein zweiter Roman.
Der Hodscha und die Piepenkötter von Birand Bingül ist bei Rowohlt Polaris erschienen.
(JK 08/11)
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