Auf Deutsch ist das Buch Im Schatten des Vogels der isländischen Autorin Kristín
Steinsdóttir bei Beck erschienen, für das sie mit dem Isländischen
Frauenliteraturpreis 2011 ausgezeichnet wurde.
Pálina Jónsdóttir wächst im späten 19. Jahrhundert
in einer abgeschiedenen Gegend im Osten Islands auf, am Fuß eines Gletschers,
mit Blick auf gewaltige Gebirgszüge und das stürmische Meer. In einfachsten
Verhältnissen lebend, in einer vielköpfigen Familie und großen, engen
Hofgemeinschaft, schwankt sie zwischen Heimatgefühl und Fernweh, träumt von
einer glücklichen, sonnigen Zukunft und fühlt sich doch auf der Mädchenschule
in Reykjavík nicht wohl. Von Kind an leidet sie unter seelischen Spannungen,
die sich, als sie selbst eine Familie gründet und in ihre Heimat zurückgekehrt
ist, verschärfen. Die enge, ambivalente Beziehung zum Vater hat ihr Leben
großen Belastungen ausgesetzt.
Kristín Steinsdóttir greift das Thema des Umgangs
mit Geisteskranken in Island auf, das durch die dünne Besiedelung des Landes
schwierig war. Entstanden ist ein fein ziseliertes Porträt, das tief berührt.
Umso mehr, wenn man von der Autorin hört, dass autobiographisches in diesem
Roman verarbeitet wurde. Kristín Steinsdóttir verwendet kurze und knappe Sätze,
mit denen sie die Geschichte immer weiter entwirrt. Vieles bleibt dem Leser in
Andeutungen überlassen.
Kristín Steinsdóttir wurde 1946 im ostisländischen
Seyðisfjörður geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin ging sie nach
Deutschland, um dort Deutsch und Dänisch zu studieren. Sechs Jahre lang lebte
Steinsdóttir in Göttingen, bevor sie mit ihrer Familie nach Norwegen zog.
Zurzeit lebt sie in der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Seit 1988 schreibt
Kristín Steinsdóttir vorwiegend Kinder- und Jugendbücher. Außerdem übersetzt
sie aus dem Deutschen ins Isländische. Acht Jahre lang war Steinsdóttir
Vorsitzende des Isländischen Schriftstellerverbandes. Im Schatten des Vogels ist
Kristíns Steinsdóttirs dritter Roman für Erwachsene.
Im Schatten des Vogels von Kristín Steinsdóttir ist bei Beck erschienen.
(JK 10/11)
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