Die junge Künstlerin Eva Einársdottir trifft sich in
New York mit einem isländischen Banker, der ihr eine Förderung ihres nächsten Dokumentarfilms
in Aussicht gestellt hat. Es geht ihr nicht gut. Beruflich nicht, und auch
privat steht sie vor einem Scherbenhaufen: Hrafn, ihre große Liebe, hat sich
von ihr abgewendet und ist zurück nach Island gegangen. Er ist mit dem
plötzlichen Tod ihrer kleinen Tochter nicht fertig geworden. Und sie auch
nicht. Sie betäubt sich mit Alkohol und Zigaretten und kann nur daran denken,
Hrafn wieder zurückzuholen. Im Gespräch mit dem Banker erzählt sie mehr von
sich, als sie will, und er bietet ihr an, sein verwaistes Luxusappartement in
Reykjavik zu hüten. Ein Glücksfall. Aber als sie dort ist, hat Eva immer mehr
das Gefühl, dass man sie in eine Falle gelockt hat. Dass sie das Objekt einer
perfiden Inszenierung ist, in der die Grenzen zwischen Realität, Albtraum und
Kunst zunehmend verschwimmen…
Wie ein Thriller beginnt der Roman des jungen
isländischen Autors Steinar Bragi und zeichnet das vielleicht radikalste Bild
Islands vor der Finanzkrise – ein Land, in dem unter der Oberfläche des letzten
Booms immer das Unheimliche, der Wahnsinn und das Grauen lauern.
Steinar Bragi wurde 1975 in Reykjavík geboren. Er
studierte Vergleichende Literaturwissenschaften und Philosophie an der Universität
Islands. Sein erstes Buch war 1998 eine Gedichtsammlung. Seitdem hat er mehrere
Gedichtsammlungen und Romane veröffentlicht. Sein erster Roman wurde im Jahre
2000 veröffentlicht. Sein 2008 erschienener Roman Frauen war bei Kritik wie bei Publikum ein Sensationserfolg und
erschien 2011 bei Antje Kunstmann in deutscher Übersetzung. Das Buch ist so
düster und erhellend wie ein Film des dänischen Regisseurs Lars von Trier.
Frauen von Steinar
Bragi ist bei Kunstmann erschienen.
(JK 10/11)
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