Parallelen und Ähnlichkeiten mit dem aktuellen
politischen Betrieb in Berlin sind in diesem Roman beabsichtigt. Das
Aushängeschild des Kulturbetriebs beim ZDF, Wolfgang Herles, nimmt mit seinem
Roman Die Dirigentin, der bei S.
Fischer erschienen ist, die Kälte der
Macht ins Visier.
Staatsminister Stein ist von seiner Parteichefin,
der Bundeskanzlerin Christina Böckler, abserviert worden. Nun lebt er seine
Leidenschaft für klassische Musik aus. Als er die Dirigentin Maria Bensson
kennenlernt, beginnt er, ihr nachzureisen. Ist ihre Macht über die Musik das
schöne Gegenbild zur kalten Macht der Kanzlerin? In Berlin erlebt Stein die
Produktion von Wagners Rheingold,
einer Oper über den Missbrauch von Macht. Als sich eine Intrige entspinnt,
deren Opfer Maria zu werden droht, verschafft er ihr die Bekanntschaft der
Kanzlerin. Aber statt ihm dankbar zu sein, verbündet sich die Dirigentin mit
der Politikerin. Steins Schicksal ist besiegelt.
Wolfgang Herles kennt sich in den inneren Zirkeln
der Macht aus und davon profitiert der Leser seines neuen Buches. Amüsiert
verfolgt man die Anspielungen und fragt sich, wo die Grenze zwischen Satire und
Wirklichkeit verläuft. Herles prangert das Mittelmaß der Politik an, die Hand
in Hand im Kulturbetrieb mit autoritär-schamloser Machtausübung in den Opernhäusern
kungelt. Er reduziert seine Personen auf klare Eigenschaften und schafft
dadurch Zielscheiben für seinen Spott.
Wolfgang Herles, geboren 1950, war über zehn Jahre
Redaktionsleiter und Moderator des ZDF-Kulturmagazins aspekte. Bis 1991 war er
Leiter des ZDF-Studios in Bonn, das er wegen seiner Kritik an Helmut Kohl
verlassen musste. Herles drehte zahlreiche große Porträtfilme, entwickelte
unter anderem die Sendung Bonn direkt
(jetzt Berlin direkt) und moderierte
verschiedene Talkshows. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher politischer
Sachbücher. Im Sommer 2011 übernahm er die neue ZDF-Literatursendung.
Die Dirigentin von Wolfgang Herles ist bei S. Fischer erschienen.
(JK 08/11)
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