Literaturhaus
Mittwoch,
12.02.2014
19.30
Uhr
Schwanenwik
38, 22087 Hamburg
Eintritt:
6 – 10 Euro
Das
Mädchen hat jetzt einen Namen – Angelika Klüssendorf liest aus ihrem neuen
Roman April, der bei Kiepenheuer
& Witsch erschienen ist. Jörg Magenau moderiert den Abend.
Es hakte
sich in den Gehirnwindungen fest. Es brutzelte und zischte und tat auch weh: Das Mädchen, Angelika Klüssendorfs
bestürzender Prekariats-Roman, war vor drei Jahren ein widerspenstiges Stück
Text. Und eine Offenbarung. Nun geht die Geschichte weiter. Klüssendorfs
Protagonistin ist erwachsen geworden – und hat einen Namen. April heißt sie, und so heißt auch das
Buch. Auf Kinderheim, sadistisch-versoffenes Elternhaus und die Sehnsucht nach
Schönheit folgt ein Zimmerchen mit Ofenheizung beim Fräulein Jungnickel, eine
Stelle im Museum, ein einigermaßen freundlicher Arzt in der „Klapse“. Und dann
Hans. April + Hans = Julius. Es könnte alles so normal sein, in der Leipziger
Altbauwohnung ohne Wohnberechtigungsschein, mit einem (meist) festen Partner,
mit Ausflügen an den See. Doch April ist eine Traumtänzerin, die immer wieder
Lust hat, ohne Sicherungsnetz aufzutreten und sich lustvoll in den Abgrund zu
werfen. Die Botschaften mit blauer Farbe an graue Häuserwände sprüht. Die
Weinbrand und Bier in sich hineinkippt. Die der Stasi die Zunge rausstreckt.
Die kein Maß kennt und kennen will. Und die sich am eigenen Schopf aus dem
Sumpf herauszieht.
Ein
krasses Buch, ein poetisches Buch, das auf die Kraft der Literatur vertraut.
Angelika Klüssendorf, Jahrgang 1958, ist eine der fragilsten Heldinnen der
aktuellen deutschsprachigen Literatur gelungen – und eine der kraftvollsten.
April von Angelika
Klüssendorf ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
(JK 02/14)
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