Abschied von wichtigen literarischen Stimmen: André Brink (*29.05.1935 †06.02.2015)

Der südafrikanische Schriftsteller und Apartheid-Gegner André Brink ist im Alter von 79 Jahren am Freitag, 6. Februar 2015, während eines Flugs von Europa nach Kapstadt gestorben, nachdem er an der Katholischen Universität Löwen die Ehrendoktorwürde entgegengenommen hatte. 


Der am 29. Mai 1935 in der Kleinstadt Vrede geborene Autor schrieb seine Werke auf Englisch und Afrikaans. Er wurde schon früh zum Apartheid-Gegner. André Brink stand jedoch stets im Schatten seiner berühmteren Landsleute. Er empfing kein Siegel weltliterarischer Gültigkeit, wie es Nadine Gordimer und John M. Coetzee mit dem Literaturnobelpreis zuteilwurde, und er trug nicht die rebellische Aura seines Weggefährten Breyten Breytenbach. Mit diesem und der früh und tragisch verstorbenen Lyrikerin Ingrid Jonker hatte Brink 1962 die Sestigers gegründet – eine Vereinigung afrikaanssprachiger Literaturschaffender, die sich gegen die Apartheid stellten. Trotz diesem Positionsbezug konnte Brink nach seiner Promotion an der Sorbonne im Jahr 1961 fast zwei Jahrzehnte an der Rhodes-Universität in Grahamstown als Professor für afrikaans- und niederländischsprachige Literatur wirken – freilich im Bewusstsein, unter dauernder Beobachtung der Sicherheitskräfte zu stehen. Nur das Schreiben habe ihm ermöglicht, weiter in Südafrika zu leben, sagte er einmal: Es war meine einzige Waffe, mit der ich gegen alles kämpfte, was mich bedrohte und ich als ungerecht empfand."

Sein Roman Kennis van die Aand (in Deutsch: Blick ins Dunkel) war das erste auf Afrikaans geschriebene Buch, das von der Apartheid-Regierung verboten wurde. Es erzählt von dem Farbigen Joseph Malan, der im Südafrika der 1950er Jahre als Halbwaise aufwächst und früh durch seine hohe Intelligenz und sein Interesse an Literatur und Theater auffällt. Nach einem Zwischenspiel in London gründet Joseph in der Heimat eine Schauspieltruppe, die mit gesellschaftskritischen Adaptationen klassischer und moderner Dramen großen Erfolg hat, aber bald auch ins Visier der Behörden gerät; das Ensemble zerbröckelt unter dem wachsenden Druck, ein eifersüchtiger Kollege droht, Josephs – verbotene – Liebesbeziehung zu einer Weißen zu verraten. Das Paar beschließt den gemeinsamen Suizid; aber Joseph wird nur die Geliebte töten und sich dann stellen. Dass er den Staat nötigt, ihn zu Tode zu bringen, ist sein letzter freier Willensakt.

Der 1979 erschienene Roman A Dry White Season wurde 1989 mit Marlon Brando, Donald Sutherland und Susan Sarandon verfilmt. Brink unterrichtete lange Zeit Literatur an der Universität von Kapstadt.

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