Indonesien – Ehrengast 2015 der
Frankfurter Buchmesse
Ayu Utamis Debütroman Saman
wurde in Indonesien als literarische Sensation gefeiert. Ein junger Priester
stößt über sein Engagement für unterdrückte Kleinbauern zum indonesischen
Widerstand, verliebt sich in eine Menschenrechtsanwältin, gibt sein Priesteramt
auf und emigriert nach New York.
Ayu Utami thematisiert
das schwierige Verhältnis zwischen Muslimen und Christen sowie den Hass auf die
chinesische Minderheit. Virtuos wechselt sie zwischen verschiedenen
Erzählperspektiven, Schauplätzen, Zeitebenen. Sie verknüpft Traumsequenzen und
alte Mythen mit den Schilderungen der politischen und gesellschaftlichen
Verhältnisse in Indonesien. Der offene Umgang mit gesellschaftlichen Tabus
stellt einen Bruch mit der bis dato existierenden indonesischen Literatur dar.
Ayu
Utami wurde 1968 in Bogor auf West-Java geboren und wuchs in Indonesiens
Hauptstadt Jakarta auf. Sie studierte Literaturwissenschaften und
veröffentlicht Romane, Kurzgeschichten und journalistische Beiträge. Kurz
nachdem 1994 drei wichtige Nachrichtenmagazine von Suharto verboten wurden,
schloss sich Ayu Utami aus Protest der Aliansi Jurnalis Independen (Allianz
unabhängiger Journalisten) an, während sie mit einem Berufsverbot belegt wurde,
war sie im Untergrund weiter als Journalistin tätig. Ihr erster Roman Saman,
der kurz vor dem Sturz Suhartos 1998 erschien, wurde weltbekannt und gewann
zahlreiche Literaturpreise (unter anderem den Prinz-Claus-Award). Der
Nachfolgeband Larung erschien 2001 in Indonesien. Durch ihren Einsatz
für die Aufarbeitung der Suharto-Verbrechen, ihre für die indonesische
Literatur neue Form des Schreibens über den weiblichen Lebensalltag und ihre
journalistischen Tätigkeiten ist Ayu Utami derzeit die vermutlich bekannteste
Schriftstellerin Indonesiens.
Saman von Ayu Utami ist bei Horlemann erschienen.
(JK 10/15)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen