Literaturhaus
Donnerstag, 07.01.2016 20.00
Uhr
Schwanenwik 38, Hamburg
Die Veranstaltung ist leider bereits ausverkauft.
Schon
traditionell beginnt das neue Jahr im Literaturhaus mit einem Festakt, der
feierlichen Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preises für
das beste Romandebüt 2015, mit dem Verena Boos für ihren Roman Blutorangen ausgezeichnet wird, der im
Aufbau Verlag erschienen ist. Es ist der in Deutschland einzige Preis, der von
einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben wird: 15 Mitglieder des
Literaturhaus-Vereins haben unter 67 deutschsprachigen Romandebüts gewählt.
Blutorangen erzählt auf drei Zeitebenen – 1939, 1990 und 2004 –
die Verstrickungen des spanischen Franco-Regimes mit dem deutschen
Nationalsozialismus und deren Nachwirkungen. 50.000 Spanier, die sogenannte „Blaue
Division“, kämpften während des Zweiten Weltkriegs auf Seiten der Wehrmacht
gegen die Sowjetunion. Im Mittelpunkt des Romans steht Maite, eine junge
Spanierin, die 1990 aus Valencia zum Studium nach München kommt, um der Enge
ihres autoritären Elternhauses zu entfliehen. Sie verliebt sich in Carlos,
dessen spanischer Großvater Antonio aus einem Zug ins KZ Mauthausen fliehen
konnte, von Bauern gerettet wurde und seit Jahrzehnten auf dem Münchner Großmarkt
Orangen verkauft. Bei einem Familientreffen entdeckt Maite das Foto eines
Wehrmachtssoldaten und erinnert sich an ein Bildnis ihres Vaters in ähnlicher
Pose. Die rebellische, aber politisch recht unbedarfte Maite beginnt, Fragen zu
stellen, und konfrontiert ihre beiden Familien mit der unbequemen, lange
verdrängten Wahrheit. Denn es klebt Blut an den scheinbar makellosen Orangen,
mit denen ihre Familie in Valencia seit Generationen handelt.
In der
Jurybegründung heißt es: „Souverän komponiert, historisch detailliert und mit
großem Nachhall macht sich Verena Boos an die Aufarbeitung einer kaum bekannten
Episode des 20. Jahrhunderts, der Kollaboration des Franco-Regimes mit der
Hitler-Diktatur. Dabei spürt man die fundierte Herangehensweise der Historikerin
ebenso wie die erzählerische Kraft der Schriftstellerin. Verena Boos schafft
lebendige Figuren, die verstehen wollen und wegen ihrer drängenden Suche nach
Wahrheit lange im Gedächtnis bleiben. Der Roman differenziert zwischen Schuld
und Schuldigkeit und öffnet damit Türen, die in Spanien über Jahrzehnte durch
einen Pakt des Schweigens versiegelt waren. Dieser Roman ist große Erzählkunst
und wirkt weit über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus.“
Verena
Boos, 1977 in Rottweil geboren, lebt in Frankfurt, studierte Anglistik und
Soziologie und promovierte in Zeitgeschichte. Sie arbeitet als Journalistin,
Referentin und Autorin mit mehrjährigen Aufenthalten in Italien, Großbritannien
und Spanien. Sie nahm am Klagenfurter Literaturkurs und der Schreibwerkstatt
der Jürgen Ponto-Stiftung teil und wurde
für die Bayerische Akademie des Schreibens ausgewählt. Sie las ebenfalls beim
Open Mike.
Blutorangen
von Verena Boos ist im Aufbau Verlag erschienen.
(JK 01/16)
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