Literaturhaus
Mittwoch, 20.04.2016 19.30 Uhr
Schwanenwik 38, Hamburg
Eintritt: 6 / 10 Euro
Philosophisches Café: Zu Gast ist
Ulrich Raulff, das Thema an diesem Abend lautet „Das Pferd“. Gastgeber ist
Reinhard Kahl.
Wie kommt
ein Pferd ins Philosophische Café? Mit Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen
Literaturarchivs Marbach! Er hat das Buch Das
letzte Jahrhundert der Pferde geschrieben. Der Historiker Jürgen
Osterhammel preist diesen „Ritt nach Pferdensien“, weil das Pferd „Anlass der
klügsten und elegantesten Kulturgeschichte ist, die heute in deutscher Sprache
geschrieben wird“. Die Geschichte der Pferde hilft uns, die menschliche
Lebenswelt und ihre Veränderungen zu verstehen. Zumal wenn sie mit so viel Witz
und Scharfsinn erzählt wird. Witz galt einmal als die Kunst, Entferntes
zusammenzubringen, und Scharfsinn als die komplementäre Kunst, das Nahe
auseinanderzuhalten. Eine Unterscheidung aus dem Zeitalter der Pferde. Raulff
unterteilt die Epochen in ein Vor-Pferde-Zeitalter und ein Pferde-Zeitalter.
Seit einigen Jahrzehnten leben wir im Nach-Pferde-Zeitalter.
„Das
Pferd dient, es gehorcht nicht.“ Anders etwa als der Hund. Ganz anders als
Tiere, die zum Schlachten gezüchtet wurden. Das Pferd wurde eine
Produktivkraft. An ihm entwickelten sich aber auch Vorstellungen von Würde und
Schönheit – so sehr Pferde auch misshandelt und ausgebeutet wurden. Aber schon
dass dieses an den geschundenen Pferden auffällt, verrät ihre Sonderrolle. Und
nun? Man streichelt Ponys. Man stilisiert Pferde als Sport- und Therapiegeräte.
Man ersteigert sie als Prestigesymbole. Und sie wurden zur „Assistenzfigur der
weiblichen Pubertät“. Aber das Pferd? Es ist in den „historischen Ruhestand“
getreten.
Ulrich
Raulff ist Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar. Zuvor war
er u.a. Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie Leitender
Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Er hat Bücher über Marc Bloch und Aby
Warburg geschrieben und für seine Arbeiten den Anna-Krüger-Preis für
wissenschaftliche Prosa und den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik
erhalten. Sein Buch Kreis ohne Meister.
Stefan Georges Nachleben wurde 2010 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse
für das beste Sachbuch ausgezeichnet.
Das
letzte Jahrhundert der Pferde von Ulrich
Raulff ist bei C.H. Beck erschienen.
(JK 04/16)
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