Roger Smith: Leichtes Opfer (Tropen)

Der südafrikanische Autor Roger Smith versteht es meisterhaft, die Grenzen zwischen Opfern und Tätern zu verschieben. So auch in seinem neuen Krimi Leichtes Opfer, der bei Tropen erschienen ist.

Als ihr Sohn ein schreckliches Verbrechen begeht, wollen Michael und seine Frau nur eines: ihn beschützen. Dafür schrecken sie auch nicht vor einer Lüge zurück, die einen Unschuldigen opfert.

Kapstadt, Südafrika: Mitten in einer heißen Sommernacht werden Michael Lane und seine Frau Beverly von Schreien aus ihrem Liebesspiel gerissen. Die Vermutung, dass der drogenabhängige Sohn ihrer Haushälterin nach einer rauschenden Nacht heimgekehrt sei, verliert sich im Nichts, als das Ehepaar den Garten betritt. Vor dem Poolhaus liegt die Leiche einer jungen Frau. Neben ihr steht ihr Sohn Christopher. Für Beverly Lane steht schnell fest: Sie brauchen einen Schuldigen, der nicht ihr Sohn ist. Und damit beginnt eine hinterhältige Intrige, die das Schicksal zweier Familien auf tragische Weise miteinander verbindet und immer mehr Opfer fordert.

Roger Smith beherrscht das Geschichtenerzählen und ist vergleichbar mit Krimi-Veteran Elmore Leonard. Doch hat Smith einen weitaus gewalttätigeren und verzweifelteren Blick auf die Welt. Er garniert den mit weniger Humor, was nicht heißt, dass Smiths Bücher keinen Humor kennen, doch ist es bei ihm eher eine Art Galgenhumor. Im vorliegenden Krimi Leichtes Opfer geht Smith weg von den großen Schurken seiner früheren Romane. Hier sind die Bösewichte gerade die, die man meint zu kennen, mit denen man durch Blut oder Heirat verbunden ist und die einem plötzlich fremd sind. Das Böse sind die Lügen, die Menschen erzählen, um ihre Liebsten zu beschützen und zu retten. Smiths Roman erzählt von den Schwachen, den Käuflichen, von Soziopathen und bösen und verkommenen Subjekten. Die wenigen anständigen Figuren des Romans werden auf die eine oder andere Weise zerstört. Es gibt nur wenige Handlungen der Güte, die die der Geschichte innewohnende Dunkelheit durchdringen können. In gewissem Sinne könnte man erwarten, dass die Wucht der Handlung für den Leser unerträglich wird, doch Smith hat eine besondere Leichtigkeit und Feinheit seine Geschichten aufzuschreiben, die den Leser umgarnen und in seinen Bann ziehen.

Roger Smith, 1960 in Johannesburg geboren, ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Während der südafrikanischen Apartheidjahre hat er das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv gegründet. Daraus ist eine Reihe von wichtigen, international erfolgreichen Protestfilmen hervorgegangen. Sein Debüt Kap der Finsternis aus dem Jahr 2009 war ein großer internationaler Erfolg und wird in Hollywood verfilmt. 2010 erschien Blutiges Erwachen, beide Bücher standen wochenlang auf Platz 1 der KrimiWelt-Bestenliste.

Leichtes Opfer von Roger Smith ist bei Tropen erschienen. 
(JK 07/15)

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