Einen
apokalyptischen Roman hat der Schweizer Autor Heinz Helle mit Eigentlich
müssten wir tanzen geschrieben, der bei Suhrkamp erschienen ist.
Eine
Gruppe junger Männer verbringt ein Wochenende auf einer Berghütte. Als sie ins
Tal zurückkehren, sind die Ortschaften verwüstet. Die Menschen sind tot oder
geflohen, die Häuser und Geschäfte geplündert, die Autos ausgebrannt. Zu Fuß
versuchen sie, sich in ihre Heimatstadt durchzuschlagen. Sie funktionieren, so
gut sie können. Tagsüber streifen sie durch das zerstörte Land, nachts durch
ihre Erinnerung. Auf der Suche nach einem Grund, am Leben zu bleiben.
In
Heinz Helles neuen Roman geht es um die Frage: Reicht das Aufrechterhalten der
wichtigsten Körperfunktionen, um von sich selbst sagen zu können, man sei am
Leben? Die Antwort, die das Buch gibt, wird uns womöglich nicht trösten. Aber
sie macht atemlos vor Spannung. Die knappe, reduzierte, doch poetisch reiche
Sprache des Autors erschafft beim Leser ein ungewöhnliches Kopfkino. Die Kälte
und Verrohung des Überlebenskampfes in diesem Endzeitthriller erschüttern. Und
doch balanciert der Autor auf einer dünnen Grenze zum Plakativen,
Oberflächlichen. Er verlangt dem Leser ab, sich auf sein Szenario, seinen
Erzählstil einzulassen. Er stellt sich damit abseits der gängigen
Thrillerautoren und zielt mit seiner Geschichte auch nicht in die Thrillerecke.
Wer Action pur erwartet, wird etwas gänzlich anderes vorfinden.
Heinz Helle, geboren
1978, Studium der Philosophie in München und New York, Arbeit als Texter in
Werbeagenturen, Absolvent des Schweizerischen Literaturinstituts in Biel,
wohnhaft ebendort, verheiratet, eine Tochter. Sein Romandebüt Der
beruhigende Klang von explodierendem Kerosin erschien 2014.
Eigentlich müssten wir tanzen von Heinz Helle ist bei Suhrkamp
erschienen.
(JK 02/16)
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