James McBride: Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford (Btb)

Ausgezeichnet mit dem amerikanischen National Book Award wurde der Roman Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford von James McBride, der nun bei Btb erschienen ist.

Kansas im Jahre 1857: Hier, im Mittleren Westen der USA, lebt der junge Sklave Henry Shackleford. Hier tobt auch der Krieg zwischen überzeugten Sklavenhaltern und bibeltreuen Abolitionisten besonders wüst. John Brown ist einer derjenigen, die beseelt davon sind, Gottes Willen durchzusetzen und die Schwarzen in die Freiheit zu führen. Als er zufällig in einer Kneipe auf Henrys grausamen Master trifft – einen weithin bekannten und berüchtigten Sklavenhalter –, kommt es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, in deren Folge beide fliehen müssen: sowohl John Brown als auch der junge Henry, der irrtümlicherweise für ein Mädchen gehalten wird und schnell begreift, dass dies seine Vorteile hat.

Die Person des John Brown ist historisch verbürgt, sein Fanatismus wird allgemein anerkannt seinem irren Geisteszustand zugeschrieben. McBride fängt dies eher komödiantisch auf und man kann sich streiten, ob dies gelungen ist. Das endlose Beten Browns wirkt fast slapstickmäßig. Was anfänglich witzig erscheint, erfährt zu viele Wiederholungen und endet in Widersprüchen. Auch dass die meisten Sklaven wenig Interesse an ihrer Befreiung zeigen, bringt McBride als running gag, der leider etwas überstrapaziert wird. Über weite Strecken der Handlung bleibt auch die Figur des Henry Shackleford blass, bis zum tragischen Ende der Brown-Bewegung in Harper’s Ferry, als die meisten getötet oder gefangen und später gehängt werden. Als Henry Shackleford entkommt und nach Philadelphia geht, bekommt die Handlung plötzlich Tiefe und erlebt einen Höhenflug, der mit der Geschichte wieder versöhnt, die fast eine verpasste Gelegenheit geworden wäre.    

James McBride, Autor, Musiker, Drehbuchschreiber, Journalist, wurde weltberühmt durch seinen autobiografischen Roman Die Farbe von Wasser. Das Buch gilt inzwischen als Klassiker in den Vereinigten Staaten, es stand zwei Jahre lang auf der New York Times Bestsellerliste. McBrides Debüt Das Wunder von St. Anna wurde vom amerikanischen Kultregisseur Spike Lee verfilmt. Für Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford erhielt McBride den renommierten National Book Award.

Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford  von James McBride ist bei Btb erschienen. 
(JK 02/16)

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